Hallo, wie ihr wißt bin ich aus dem Osten und fnide es prima mit Ost und West gemeinsam zu debattieren, Quatsch zu schreiben , ironisch zu sein und nach dem Ernst dann auch wieder gemeinsam Spaß zu haben.
Es zeigt mir die Erfahrung, u.a. die im Internet, dass es durchaus genügend Gemeinsames gibt, dass uns verbindet. Wer es nicht glauben mag, dem habe ich eine stichhaltige Geschichte geschrieben.
Sie folgt:
Die Geschichte schlummert schon lange in meinem Kopf.
Jedesmal,
wenn ich den Staubsauger aus M.´s Zimmer holte,
den Stecker in einer strategisch günstigen Steckdose einsteckte, überlegte, ob der Staubbeutel noch aufnahmebereit sein könnte, die sind ja wirklich schweinisch teuer, dann den beweglichen Schlauch, müßte ja eigentlich Saugschlauch heißen, mit dem langen, vercromten Saugrohr zusammen steckte,
jedesmal
überlegte ich dann, welche Bürste wohl die geeignete wäre,
um die Hundehaare von Mausi auch wirklich aus dem teuren Teppich und der Auslegware heraus zu bekommen.
Jedesmal fiel mir diese Geschichte ein, die ich eigentlich schon längst hätte schreiben sollen,
Geschichte von Ost und West
Eine gute Anschaffung war es schon, dieser kleine Bodenstaubsauger, der auf großen Rädern hinter mir her rollte und dessen Motor eifrig und kräftig auf der einen Seite, da wo das Saugrohr und der Saugschlauch angestöpselt waren, saugte und etwas oberhalb des Gehäuses, nahezu keimfrei die angesaugte Luft in das Wohnzimmer bläst. Es war eine unserer ersten Anschaffungen, als wir Wessi- Land wurden.
Es war eine gute Idee.
Unser alter Staubsauger, aus dem Osten, hatte inzwischen die dritte Selbstreparatur der Kohlestifte im Motor überlebt und wollte nicht mehr so richtig saugen.
In Ordnung, wir brauchten keinen Rasenmäher mit Staubsaugermotor mehr bauen – haben wir zu DDR- Zeiten oft gemacht und es funktionierte nicht schlecht -, so wurde der Gedanke rasch Wahrheit,
einen neuen Sauger einzukaufen.
Den alten haben wir ordentlich im Sperrmüll entsorgt und am Abend noch hinterher gesehen, als die zwei polnische (wir hörten sie miteinander zischeln) Männer ihn – offensichtlich freudestrahlend – aus dem Sperrmüll entführten.
Aus irgendwelchen Gründen dann, haben wir die Bürste vom alten Sauger nicht weg geworfen.
Der neue hatte auf jeden Fall mindestens eine Bürste.
Laut Bedienungsanleitung war es eine Kombinationsbürste.Wenn man sie umdrehte sah man außen herum die aufrechten, harten Borsten, die den groben Schmutz lösen und konzentrisch der Ansaugdüse zuführten.
Die kunstvoll gerillte Unterseite dieser Düse ermöglichte, das sei wissenschaftlich untersucht und geschlußfolgert worden, dass auch die im Außenbereich der Saugdüse befindlichen Schmutzpartikel in den Sauger gesaugt werden. Natürlich war diese Unterseite ebenfalls vercromt und glänzte wie ein Motorrad in der Sonne.
Außer dem Glanz gab es auch noch eine mit besonderem Stoff bedeckte Stelle.
Dieses Stoffteil war absichtlich da. Es würde nämlich die festsitzenden Haare und kleine Fasern, ja sogar Watte ohne jeden Zweifel aufnehmen und der Ansaugöffnung zuführen. Oha, dachte ich bei mir, nie wieder bücken oder mühsam die Bürste bei laufendem Staubsauger manuell, also mit der eigenen Hand und deren fünf Finger
von den Haaren und Fusseln befreien.Also eine starke Westbürste für einen starken West- Staubsauger, ganz besonders wichtig für einen Haushalt, wo noch ein Hund herum läuft und geradezu rasend gerne, jedes Haar, dass er verliert, in den Teppichboden einmassiert. Stück für Stück und Millimeter für Millimeter wird das Hundehaar an jede einzeln aufrecht stehende Teppichfaser geknüpft. Nächtelang muss unse Hündin damit zu tun haben, da war es kein Wunder, dass sie am Tage fast nur noch schlief.
Unser neuer West- Sauger zog durch.
Gleich am ersten Tag war der Staubbeutel voll. Voller Hundehaare und was da sonst noch so herum lag. Alles drin. Erst im Sauger, dann im Beutel.Nichts mehr auf dem Teppichboden, der war sauber, ach was schreib ich, der war clean !
In der folgenden Nacht hatte unser Hund Hochkonjunktur. Völlig ermattet lag er am Morgen auf dem Teil des Teppichbodens, an den er sich gewöhnt hatte. Mein prüfender Blick zeigte mir: wieder alles voller Hundehaare. Siegesgewiß ging ich in M.´s Zimmer ......
Der Sauger aus dem Westen bewies seine Stärke, nur an der Bürste begannen die ersten harten Borsten auszufallen, hatte sie die Härte des Einsatzes im Osten überrascht ?
Unsere Hündin bewies ihren Charakter und legte in der folgenden Nacht wieder los. Sogar an Stellen, wo sonst Tischbeine standen oder die Schrankwand ihre Bodenberührung hatte, fanden sich am nächsten Morgen wieder Hundehaare, Hundehaare und Hundehaare.Gleich nach dem Frühstück im Wohnzimmer, dabei bereicherten wir natürlich die Teppichfauna zusätzlich mit herunter gefallenen Brötchenkrümel und Eierschalen, begab ich mich wieder auf den Weg in M.´s Zimmer....
Ich mußte den dritten Beute in den West- Sauger einlegen, weil nun auch der zweite Staubbeutel voll war.
Sehr praktisch, ein Klick und man hat den ganzen Beutel, den vollen in der Hand. Der Staub ist drinnen, ich bin draußen und kann ihn ohne Staubwolke entsorgen. Ja, das war mit dem Ost-Sauger anders. Der Staubbeutel war aus Stoff und wurde direkt in die Mülltonne geschüttelt. Da gab es immer eine Wolke und eine bepelzte Zunge.
Aber wir im Osten waren ja die Härtesten und ein Schluck aus der Limonadenflasche, oder Bierflasche, je nach dem, ließ das Pelzige auf der Zunge schnell wieder verschwinden. Den Stoffbeutel hat meine Frau aber dann auch noch gewaschen und der war danach wieder voll einsatzfähig.
Das würde diesen neuen Staubbeuteln, die ja eigentlich Papiertüten sind, nicht so gut bekommen. Nein, die werden sagenhaft sauber ohne Pelziges entsorgt. Musste halt einen neuen nehmen, wenn der eine voll ist. Die stoffbesetzte Stelle an der neuen Bürste bekam allerdings ein kleines Loch, da konnte sie die Watte nicht mehr halten, diese Bürste.
Weitere harte Borsten verließen sie nun kontinuierlich. Der Einsatz in der ostdeutschen Stube war wohl härter als konzipiert ?
Naja, irgendwann hatte Mausi mit ihren Haaren gewonnen und diese Bürste verloren. Nein, nicht der Staubsauger. Der war fit wie ein Turnschuh und saugte auf „Deiwel komm raus“.
Bloß die Kombinationsbürste bekam ihre Glatze. Damit bekam sie allerdings auch eine erhebliche Inflation, was ihren Gebrauchswert betraf.
Für alles Glatte, war sie gut geblieben, bloß für den Kampf mit den Hundehaaren war sie nahezu bedeutungslos geworden. Im direkten Verhältnis dazu gewannen Haare und Fussel.
Als die Wege durch das Wohnzimmer wieder deutlich wurden, weil Haare und Fusseln, die beim Saugen nicht aufgenommen werden, eine andere Farbe haben, als die Stellen, an denen der Sauger siegte, und mir eine Stimme in meinem Kopf sagte : „Wenn Du diese Hundehaare nicht beseitigst, kannst du bald eine Berg- und Tal-Bahn im Wohnzimmer bauen.“, beschloß ich wieder meine kreative Seite heraus zu fordern.
Ersetze neue aber schon sehr doll verschlissene Bürste ohne Einsatz von DM oder Eurosse.
So hieß die Aufgabenstellung, der sich meine kreative Seite widmen sollte. Sie tat es, es dauerte nicht lange, da kam sie und ich auf die Idee, es doch einmal mit der Bürste vom Ost- Sauger zu probieren.
Es galt sie zu finden. Was zuverlässig in den Gehirnwindungen gelagert und nun zu Tage gebrcht wurde, brauchte nur noch aus den Tiefen des Kellerraumes, versteckt hinter Kartonagen, leicht ledierten Möbelstücken, Werkzeugen „Ach hier liegst du !“, gemeint ist der Kupferschraubenzieher, den ich in der vergangenen Woche für eine Reparatur an meinem Auto (Westwagen !) benötigte und nicht finden konnte, also beide Jungs mit Vorwürfen überhäuft hatte und dann einen anderen genommen.
Auf jeden Fall fand ich die Bürste vom Staubsauger- Ost, dem Wohlentsorgten. Sie war zwar nicht so wissenschaftlich geformt, heute sagt man ja „gestylt“ , aber harte Borsten, die hatte sie. Die olle graue Plaste aus der sie besteht, hat alle harten Borsten noch fest im Griff behalten. Tz, tz, nach jahrelangem Einsatz ! Wie un- cool !
War noch der Probeeinsatz durch zu führen.
Mit viel Mühen bekam ich die Bürste aus der DDR auf das vercromte Saugrohr des Saugers aus dem Westen. Die Bürste schien sich sträuben zu wollen oder hatte sich der West- Sauger gar zu sehr mit seinem Saugrohr aufgebläht ? Im ersten Anpassen schienen beide wie für einander gemacht, aber beim Aufsetzen der Bürste auf das Saugrohr schien es Bruchteile von Millimetern zu dick. Jedenfalls gab die graue Plaste am Ende nach und die Bürste saß auf dem Saugrohr.
So, Fertig !
Den Sauger eingeschaltet.
Und los ging es.
Unter Mausis wütendem Blick begann West-Sauger mit Ost- Bürste wieder ihre Haare vom Teppichboden zu entfernen.
Zuverlässig, nun seit Jahren.
Fazit:
Es kann doch ganz gut funktionieren, wenn West und Ost zusammen arbeiten.