Hi- hab am Montag Realschulprüfing, 5std. Deutsch und vorher mal ne Interpretation geschrieben, weil das da auch drankommt. Wäre voll lieb, wenn ihr euch das mal anschauen könntet und evt. Kritik oder Verbesserungsvorschläge senden könntet. Wäre euch sehr sehr dankbar. Die Geschichte heiß San Salvador von Peter Bichsel, ich füg sie in den nächsten Eintrag ein.
Aber hier zunächst mal die Interpretation:
Interpretation
Paul und Hildegard leben zusammen und haben Kinder.
Aus ihrem Problem der mangelnden Kommunikation ergibt sich, dass Paul, der nicht mehr länger bei ihr leben will, ihr dies nicht sagt, sondern ihr eine Nachricht schreibt, in der er ihr mitteilt, dass er auswandern werde.
Wenn Hildegard nach Hause kommt (Z. 34) begrüßen sich die beiden weder herzlich noch führen sie ein kleines Gespräch. Hildegard fragt lediglich, ob die Kinder schliefen.
Daraus ergibt sich eine Unwissenheit über die Wünsche und Gedanken des Partners.
Paul kann weder einschätzen, ob sich Hildegard mit seiner Entscheidung abfinden wird (Z. 25: vielleicht), noch ahnt sie, dass er auswandern will, denn sonst müsste er ihr dies nicht in einem Brief schreiben.
Hildegard denkt also, es sei alles in Ordnung und sie würden ihr (gemeinsames?) Leben so fortführen wie bisher.
Hildegard sieht die Realität nicht und würde in einem Gespräch die Aussage von ihrem Lebensgefährten nicht verstehen und infolge dessen nicht akzeptieren.
In Zeile Z.25, der potentiellen Reaktion Hildegards auf den Brief, wird dies deutlich:
Als erstes, davon geht er aus, würde sie lächeln.
Das ist paradox, denn ihre Lage spricht gegen eine positive Reaktion. Sie sieht also die Wahrheit nicht, bleibt vorerst in dem Schein, dass alles in Ordnung sei.
Das ist ein Hinweis darauf, dass sie es nicht verstehen würde, wenn er es ihr ins Gesicht sagen würde, denn sie lebt in einer Scheinwelt, die nicht so leicht gebrochen würde.
Sie hat sich selbst also eine Art Schutzwall aufgebaut, durch den sie nicht hindurchschauen kann, die Realität bleibt für sie also unentdeckt.
Die er in der inneren (Gedanken von Paul) und dann in der äußeren (Handlung von Hildegard) Handlung benutzte Metapher "die Haare aus dem Gesicht streichen" veranschaulicht dies noch einmal: Die Haare symbolisieren den Schutzwall, der sich vor ihren Augen befindet und die Realität verdeckt.
Als nächstes geht Paul dann davon aus, dass Hildegard verzweifeln würde. Das heißt, sie würde Zweifel daran bekommen, ob sie weiterhin mit Paul zusammenleben würde. Ihre Scheinwelt würde langsam zerbröckeln und sie müsste die Erkenntnis machen, dass Paul nicht mehr mit ihr zusammen leben möchte. Der nächste Gedanke von Paul – dass sie sich dann damit abfinden würde – ist nur eine Vermutung (Z.25: "vielleicht"). Demzufolge wäre eine Interpretation dieses Gedanken spekulativ. Was man dennoch sagen kann ist, dass Hildegard sich nicht von heute auf morgen damit abfinden könnte, da es ihr gesamtes Leben umkrempelt: Bisher hatte sie gedacht, es sei alles in Ordnung, sie würde mit ihrem Lebenspartner so weiterleben wie bisher, doch nun ist das Gegenteil der Fall.
Da Paul dies weiß und ebenso weiß, dass Hildegard eine Menge Möglichkeiten sehen wird, der Realität nicht ins Auge zu sehen (z.B. Z.21: "glaubte ... nicht", Z. 22: "Hemden ... zählen", Ausrede dafür, dass Paul friert), deshalb schreibt er ihr den Brief, den er unterschreibt.
Er nutzt ihn, um ihr seine Absicht klar und deutlich vor Augen zu führen. Schwarz auf Weiß. Das bestätigt auch sein Anliegen beim Kauf des Füllers, dass seine Tinte schwarz ist (Z.7). Schwarz auf weiß bedeutet, dass etwas nicht wieder änderbar, die Wahrheit und klar ist. Paul will seiner Frau damit also klarmachen, dass seine Entscheidung feststeht.
Es ist ihm wichtig, dass sie die Nachricht liest (Z.17: "mitten auf dem Tisch ... Bogen"), sie soll verstehen, dass er sie verlässt.
Der Brief ist für Paul ein Weg, endlich mal seine eigene Identität zu betonen (scheint er davor nicht gemacht zu haben, sonst hätte er keinen Brief schreiben brauchen.).
Dafür gibt die Geschichte eine Menge Hinweise.
Zum einen wird es an den Wiederholungen der Worte deutlich.
Dass Paul den Brief Initialisiert(Initialen/Paul, 4x) wird häufiger erwähnt, als der Grund, warum er auswandern will ("zu kalt", 2x).
Seine Initialen betonen dabei seine eigene Identität, er will raus, in eine wärmere Gegend, mal was ganz neues erleben und raus aus dem unveränderten Alltag. Zurzeit wird er seiner Identität also nicht gerecht, daher auch der Drang, etwas ganz anderes machen zu wollen und sich selbst gerecht zu werden (Initialen).
Zum anderen beschreibt der Erzählerin Zeile 17ff, dass "Paul" auf dem Papier steht, danach, nur in einem Nebensatz, steht, "mir ist kalt". Die sowohl im Ausdruck betonte Gewichtung als auch die Reihenfolge der Aussagen zeigt wieder die Kernaussage, dass Paul möchte, dass seine Lebensgefährtin merkt, dass die Nachricht aus ihm heraus kommt und ernst gemeint ist.