Internet-Sucht. Eine Fortsetzungsgeschichte, Teil 1

  • Zitat von Carolyn

    Hallo zusammen,

    diese Worte erinnern mich stark an die Texte eines Musikers ( Curse ).... müsst euch mal ein paar Lieder von ihm anhören...aber Achtung es ist Rap... :roll: :wink:

  • Nimm das Lied "Allein" von Reinhard Mey. Paßt auch hervorragend dazu. ;)
    Text gibt es auf http://www.reinhard-mey.de zum Nachlesen und evtl. kann man sogar reinhören.

    Ich weiß nicht, wer oder was ich bin. Ich weiß nur, dass ich tue, was ich tun muß, nicht mehr und nicht weniger.

    Zitat aus "Gildenhaus Thendara", Dritter Teil, Ende 3. Kapitel

  • ...ohh, da sehe ich gerade das ich überhaupt keine I-Net-Adresse von Curse angegeben habe, aber die ist auch denkbar einfach... http://www.curse.de ( Da gibt es auch ein kleinen Vorgeschmack zu runtersaugen... :wink: )

  • Hey,Ihr seid ja lieb! :)

    Meine Güte, solche Zeilen machen echt Mut - kann ich gut gebrauchen. Danke Euch!

    Öhm - Daniel (so heißt mein Schatz übrigens auch :D ) - hast Du dann schon Bekanntschaft mit der Berliner Schnauze gemacht? Die ist schon ziemlich gewöhnungsbedürftig - vorsichtig ausgedrückt. Für mich klingt das so, als würden die Berliner entweder ständig streiten, dann reden die so unglaublich viel und mit Ausrufezeichen. Und ständig "Kiek ma, wat se da jemacht hat!" oder "Kiek ma, det hat se falsch abjelegt...!" - geht im Büro ständig so, obwohl ich daneben sitze, von Angestellten der Firma, die mein Freund und ich ab September übernehmen.

    Ich glaub, ich hab mich gleich zu Anfang ziemlich zum Affen gemacht, dieser Tonfall kam mir sowas von patzig und respektlos vor, daß ich binnen kürzester Zeit höllisch geladen war und dann wirklich heftig Streit losgebrochen ist. Mittlerweile weiß ich, daß die Frauen dort von mir den Eindruck einer großkotzigen künftigen Chefin bekommen haben müssen und daß die Leute IMMER so reden, das soll gar nicht aggressiv und abfällig sein. Hört sich nur so an :P

    Seufz. Wird noch ein Weilchen dauern, bis ich mich an alles gewöhnt habe, zumal ich den Eindruck habe, daß zumindest in dieser Firma die Ostberliner Frauen noch sehr dem Mann-Frau-Rollengehabe verhaftet sind, mit dem ich so gar nichts anfangen kann. Ich meine: wenn Mann Kaffee will, wird er schon imstande sein, die Kaffeemaschine zu bedienen - dort offenbar nicht, da wird ständig betuddelt und gemacht und gefragt, ob der Noch-Chef auch ordentlich zu Mittag ißt und auch jaaaaaa seine Vitaminchen schluckt - können sie ja alles so machen, ich frag mich nur, wie ich mich verhalten soll, daß es für die Firma verträglich ist und ich dabei trotzdem nicht eine Krise nach der anderen kriege.

    Immerhin - seit 2 Tagen geht's besser, da hatte ich so'n Aha-Erlebnis, an dem ich gemerkt habe, daß diese (sorry, falls ein Berliner das jetzt liest) unverschämt-patzige Art offenbar gar nicht böse oder persönlich gemeint ist, sondern ganz normale Berliner Art. Also ehrlich, man sagt den Münchnern ja Arroganz und Unfreundlichkeit nach, das ist mir nur nie aufgefallen. Ein Münchner brummt 1 - 2 Silben und je nach Situation weiß man, was gemeint ist. Ein Berliner würde in derselben Situation 4800 Silben in derselben Zeit abfeuern, so daß ein armes, ahnungsloses, zugereistes Alien wie ich nur "laut, schnell, wahrscheinlich böse!" mitkriegt :roll:

    Und natürlich mache ich jetzt im Moment genau dasselbe, was mir an den Mitarbeiterinnen ganz fürchterlich auf die Nerven geht: ich lästere! :oops: Ist ja eigentlich nichts ungewöhnliches, die eine oder andere Bemerkung über Leute zu machen. Mir kommt es nur befremdlich vor, weil diese Damen ständig über alles und jedes ihre Kommentare abliefern - ob es um die Klospülung des Nachbarn, den Hund der Punkerin zwei Straßen weiter oder die Kleidung der Angestellten eines unserer Kunden geht, kriege ich meistens gar nicht raus - nur uuuuuuunheimlich viel Text und eine Informationsflut, die mich glatt erschlägt. Könnt Ihr Euch vorstellen: wo ich herkomme, galt ich immer als eine, die gerne viel redet. Jetzt scheine ich eher wortkarg zu wirken auf die Leute - und umgekehrt habe ich die Vermutung, daß Berliner einfach fürchterlich viel und ständig reden MÜSSEN, weil sie anders vielleicht keine Luft kriegen und jämmerlich ersticken müßten. :lol:

    Ich hab mir eines geschworen: sollte ich jemals heimisch hier werden, dann hoffe, hoffe, HOFFE ich, daß ich niemals "Pille-Palle" sage. Das klingt in meinen Ohren wie etwas, das man auf dem Klo erledigt - gemeint ist damit aber sowas wie "Kleinkram" oder so in die Richtung.

    Genug erzählt für den Moment - ich erwäge, evtl. mal ein Benutzerhandbuch für ahnungslose Berlin-Besucher zu schreiben, sobald ich die gesellschaftlichen Spielregeln hier einigermaßen durchschaue (falls das überhaupt möglich ist) - momentan kann ich jedem, der mit den hiesigen Gepflogenheiten nicht vertraut ist, eigentlich nur Schutzanzüge und ein emotionales Unempfindlichkeitstraining dringend empfehlen! :twisted:

    Wünsche Euch ein schönes Wochenende - wir werden heute über's Wochenende nach Dresden fahren - das ist mir zwar auch nicht sehr vertraut und die dortige Sprache verstehe ich auch nicht so gut, aber sie klingt weich und bissl genuschelt - und die Hochzeit der Ex-Freundin von meinem Schatz ist eine Veranstaltung, die ich morgen wirklich gerne besuche :P

    LG, dobby

    Denken ist oft schwerer, als man denkt.
    Werner Mitsch

  • Hallo dobby,

    die "Berliner Schnauze" ist mir wohl bekannt :lol: ...wenn meine Tante anruft, fällt mir ab und an fast das Ohr ab :? ....man gewöhnt sich aber ziemlich schnell daran :wink: ...da fällt mir gerade ein, dass ich im August wieder nach Berlin gehe ( fliege ), wenn du Lust hast und auch Zeit hast, kann man sich ja dann eventuell mal treffen :roll: ...( dann lerne ich meinen Schützling auch mal persönlich kennen... :wink: ) ... schreib mal wieder .... es ist immer wieder schön mit jemand so zu quasseln... :wink: :D

  • *schmunzel* Tja, dobby, das was Du da gerade erlebst, nennt man Kulturschock. ;) Dabei ist es egal, ob nun ein Nordlicht in den Süden (oder eben umgekehrt) oder ein Landei in die Großstadt kommt, zunächst einmal fühlt man sich einfach nur unheimlich fremd! Das sind oft noch nicht mal die Dinge, auf die man den Finger legen kann, wie in Deinem Falle die Sprache, sondern viele, viele kleine Dinge. Redewendungen, Gesten, Sprachgebrauch, Wertmaßstäbe, und noch vieles, was man eigentlich gar nicht bewußt wahr nimmt.

    Ich bin ein Landei, wie es im Buche steht. Damit meine ich nicht, daß ich in einer Kleinstadt wohne, sondern ich wohne so RICHTIG am Land, 2 km ausserhalb des Dorfes und eine Autostunde von jeder halbwegs vernünftigen Stadt entfernt. Als ich dann vor ein paar Jahren eine Stelle in München angetreten habe, war ich einfach nur verloren, weil die Leute ganz andere Dinge gesehen haben als ich. (Ich sehe z.B., daß auf dem Grünstreifen Pilze wachsen und ein Spatz immer nur gerade soweit weg hüpft, daß man nicht auf ihn tritt. Und freu mich darüber. Und habe regelmäßig äußerst erstaunte Blicke geerntet. *g*) Es war, als wäre ich ein Alien, ja. Und genau so geht es Dir jetzt in Berlin. Das ist nicht nur die Sprache und der andere Umgang mit ihr, das ist noch viel mehr, was eben die andere Mentalität ausmacht. *schmunzel*

    Ich kann Dir nur einen Trost geben, Du wirst Dich daran gewöhnen, es zum Teil sogar selber übernehmen. Dich anpassen bis zu einem gewissen Grad. Aber das dauert länger als ein paar Wochen, fürchte ich. Also laß Dir und Deinen Kollegen Zeit und versuche sie zu verstehen. ;)

    Ich weiß nicht, wer oder was ich bin. Ich weiß nur, dass ich tue, was ich tun muß, nicht mehr und nicht weniger.

    Zitat aus "Gildenhaus Thendara", Dritter Teil, Ende 3. Kapitel