Ich weiß nicht mal, warum ich hier rein gesurft bin, aber wenn ich es einmal alles aufschreiben kann, vielleicht hilft es dann.
Ich bin verheiratet, habe einen Sohn 15, und jeder zweite Gedanke ist, ich kann nicht mehr und ich will nicht mehr. Ich will nicht mehr sein, will den Stress nicht mehr, will mir nicht über Alles Gedanken machen müssen, für Alles verantwortlich sein. Ich will einfach nur Ruhe.
Nach einem großen Streit mit meiner Mutter bin ich mit 15 von zuhause weg, ins Jugendheim. Eigentlich wegen nem Jungen, der meiner Mutter nicht passte. Ich hab's irgendwie hinbekommen, hab nen Schulabschluss und ne Lehre gemacht. Richtig gut sogar. Mit 20 hab ich meinen Mann kennengelernt. War am Anfang ein ziemliches hin und her, ich hab geklammert, wollte jemanden für mich. Er wollte keine Kinder, erst später. Aber für mich war von Anfang an klar, dass ich welche wollte. Vor alles nach der "Pille danach" mit 16. Also hab ich ihn reingelegt. Er hat es erfahren, und ist trotzdem geblieben. Er liebt seinen Sohn - denke ich. Dann wurde ich schwanger und weil ich Medikamente eingenommen hatte, hatte ich ne Schwangerschaftsunterbrechung. Das hat mich ziemlich aus dem Ruder geworfen. Nach fast 1 Jahr hatte ich ihn dann soweit, wir wollten noch ein zweites Kind. Aber immer wenn ich schwanger war (2x) konnte ich es nicht behalten. Ich fühlte mich zu alt, hatte Angst und hab festgestellt, dass mir mein Mann nicht mehr so viel bedeutet, und dass ich eigentlich kein Kind mehr haben möchte. Ich hab ne Kurzzeit-Therapie gemacht, weil ich mit allem nicht mehr klar kam. Die Sehnsucht nach einem Kind, die Abtreibungen usw. Das ging ganz gut. Ich komme jetzt damit klar. Allerdings erst nach meiner Hysterektomie. Meine Entscheidung, aber der Einzige Weg für mich. Ich kann damit leben. Mit den Entscheidungen die ich getroffen habe. Jetzt endllich. Ich dachte, gut, jetzt hab ich es geschafft. Das Leben kann weitergehen. Ohne jeden Monat einen Schwangerschaftstest zu machen. Ohne die Träume, die ich seit der ersten Abtreibung habe. Keine schlimmen Träume. Nur Träume. Jede Nacht. So intensiv, dass man sie morgens beim Aufwachen spüren, fühlen, atmen und schmecken kann. So intensiv, dass sie dich den ganzen Tag verfolgen.
Und dann tauchte der Arbeitskollege auf. Am Anfang war er einfach nur ein lustiger Kerl, mit dem ich die Mittagspause verbrachte. Aber auf einmal war die Art von Aufmerksamkeit, die er mir gibt, die die ich immer haben wollte. Er gibt mir das Gefühl was besonderes zu sein. Er lässt mich Dinge spüren, die ich lange nicht gespürt habe. Er lässt mich darüber nachdenken, meinen Mann zu verlassen. Er ist nicht an mir interessiert, wie auch, ich bin älter und fett. Aber er gibt mir das Gefühl was besonderes zu sein. Also fingen die Träume wieder an, die nach der Therapie weniger wurden. Und dann, hat mein Sohn eine Riesendummheit gemacht. Gefährliche Körperverletzung. Keiner weiß warum. Wir haben es nicht herausbekommen. Gerichtstermin, Urteil und Strafe. Und ich hab Angst. Angst, dass er es wieder tut. Angst, dass er lügt, bei allem was er sagt. Ich vertraue ihm nicht mehr. Jedes Mal wenn es klingelt, male ich mir die schrecklichsten Dinge aus. Ich kann keinen klaren Gedanken fassen. Ich weiß, ich bin nicht mehr objektiv, aber ich habe Angst ihn zu verlieren. Oder hab ich das schon. Ich weiß, er muss seinen eigenen Weg gehen, aber ich krieg es nicht hin, ihn loszulassen. Er hasst die Schule und lässt alles schleifen, außer seine neuen Freunde. Was wird werden, mit einem schlechten Zeugnis. Wie wird seine Zukunft. Ich hab so Angst. Ich will nicht, dass es so endet wie mit mir und meiner Mutter. Hab sie seit ich 15 bin nicht mehr gesehen. Den Leuten erzählt sie ich bin tot. Immer hab ich Gedanken in meinem Kopf. Aber nie zeigen sie mir eine schöne Zukunft. Ich bin so leer, mir fällt es schwer die Entscheidungen zu treffen, ich bin unglücklich, und ich muss gestehen, dass ich oft daran denke, wie es wäre, wenn ich nicht mehr da bin. Wie oft stand ich schon mit dem Schlüssel in der Hand und wollte einfach nur wegfahren und nie wieder kommen. Nie wieder. Ich will die Verantwortung nicht. Wir streiten uns so oft. Teenager halt. Aber ich habe das Gefühl, immer als falsch zu machen. Und mit meinem Mann läuft es auch nicht gut. Manchmal wünsche ich mir, dass er das Ganze hier beendet. Wir sehen alle Dinge total gegensätzlich. Das war schon immer so. Manchmal glaube ich, wir sind nur aus Bequemlichkeit zusammen. So ist es am einfachsten. Wir können uns ne Menge leisten, und nach 20 Jahren haben wir uns auch ne Menge aufgebaut. Und sind wohl beide nicht bereit, das aufzugeben.
Das, was ich hier geschrieben habe, geht mir immer und immer wieder im Kopf rum. Und es hört nie auf. Nicht mal Nachts wenn ich schlafe. Wenn ich morgens aufwache, bin ich immer müde. Oder stehe durch meine Träume so unter Strom, dass ich an nichts anderes denken kann. Auf der Arbeit, da fühl ich mich wohl. Dort klappt zurzeit alles. Meine Kollegen mögen mich, die meisten jedenfalls. Und es gibt Menschen, die mir das Gefühl geben, ich bin ein liebenswerter Mensch. Kein Versager, der nichts auf die Reihe bekommt und nicht mehr leben will...
Ich kann nicht mehr
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Traurig -
28. Mai 2007 um 18:20
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Frau, Du bist ein dringender Fall für eine Psychotherapie! Was ich da zuminest als Anzeichen rauslese sind mangelndes Selbstwertgefühl und Burn-Out-Symptome. Du schreibst zwar, dass Du mit den Entscheidungen leben kannst, die Du in Deinem Leben schon treffen mustest, aber sie belasten Dich offenbar immer noch, verarbeitet hast Du sie nicht. Also such Dir professionelle Hilfe und zwar nicht nur eine Kurzzeittherapie sondern etwas, das durchaus auch über einige Jahre gehen kann (aber nicht muss).
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Ich sage dir hör auf carolyn ich habe schon viele kommentare von ihr gelesen und ich meine sie hat recht (und leg dir ein ENTSPANNENDES hobby zu wie ein kleiner schräbergärtchen= obst&gemüse garten und du würdest deiner familie was gutes zu oder einfach nur ein blumengarten oder radel fahren wander irgenwas im grünen