[Ich muss die Erörterung nächste Woche abgeben und würde mich freuen, eure Meinung zu hören. Vordiskutiert wurde im Unterricht ein Zeitungsartikel vom Mittwoch über die neue NRW-Studie zum Leistungsstand von Schülern in NRW. Am Ende haben wir noch das Gliederungsmuster einer Pro und contra-Erörterung bekommen.]
ZitatAlles anzeigenProblemerörterung
Thema: Können Hausaufgaben-Foren im Internet Schülern Hilfe bei Problemen anbieten?
Sie heißen „abi-pur“, „babelboard“, „web-z.net“, „hausaufgaben-forum“, „Schülerforum“, „vorhilfe“, „forum-hilfe“, „schoolwork“, „e-hausaufgaben“ oder haben ähnlich bezeichnende Namen: die Hausaufgaben-Foren im Internet. In ihnen dürfen Schüler Fragen zu ihren Hausaufgaben stellen, wenn sie alleine nicht weiterkommen. Die anderen Forumsteilnehmer, zumeist selbst Schüler, versuchen zu helfen. Manchmal werden nicht nur Hausaufgaben-Anfragen beantwortet, sondern auch komplette Haus-, Klassen- oder Facharbeiten als Muster gespeichert. Doch findet ein Schüler in solch einem Forum wirkliche Hilfe bei seinen Problemen in der Schule?
Der Bedarf scheint enorm: Nach einer aktuellen Studie vom August 2007 braucht jeder vierte Schüler in NRW Hilfe, weil er erhebliche Wissenslücken in den Fächern Deutsch, Mathematik und Englisch hat. 40% haben landesweit erhebliche Probleme beim Leseverstehen in Deutsch und Englisch, 27% der Schüler kommen nicht über einfaches Leseverstehen in Deutsch hinaus, bzw. knapp 30% nicht über das unterste Kompetenzniveau im Fach Mathematik. Besonderes Augenmerk legt die Studie auf die 8. Klasse: zwischen 20 und 30% der 13- und 14-Jährigen können weit weniger als von ihnen verlangt und erwartet wird. Die Defizite und der Förderbedarf von Schülern sind groß und privat geleitete Schulen und Nachhilfe-Kreise in Deutschland haben Konjunktur. Können Hausaufgaben-Foren bei dieser Problemlage Abhilfe schaffen?
Das Niveau in Hausaufgaben-Foren ist meistens erschreckend niedrig und fördert eher die Verdummung und die Inkompetenz der Teilnehmer.
Anders als in der Schule, in Förderkursen oder bei der Nachhilfe gibt es nämlich in Hausaufgaben-Foren keine Anleitung von fachlich oder pädagogisch qualifiziertem Personal. Antwortgeber sind fast ausschließlich selbst Schüler. Die Antworten gleichen eher einem spontanen Brainstorming zu einem gestellten Problem, ohne dass die geleisteten Assoziationen dazu wirklich fundiert oder tiefergreifend wären. Oftmals kommen sogar Beiträge, in denen lediglich bekundet wird, dass der jeweilige Schreiber zu dem Thema keine Ahnung hat.
Im Allgemeinen hat ein Schüler selten Lust Hausarbeiten zu machen, und schon gar nicht für andere. Daran ändert auch ein Hausaufgaben-Forum nichts. Schon bei den Hausaufgaben-Anfragen ist meist keine eigene Bearbeitung dabei, bei den Antworten noch seltener. Trifft man zufällig jemanden, der dasselbe Thema im Unterricht gemacht hat, werden eventuell bereits gemachte Hausaufgaben weitergereicht. Doch kaum jemand ist bereit, sich wirklich Zeit für die gestellten Aufgaben von anderen zu nehmen. Schon die Themen der eigenen Hausaufgaben interessieren nicht wirklich. Eine weitergehende Diskussion ist daher nicht erforderlich und wird auch nicht erwartet. Selbst die Redaktion einer Hausaufgaben-Anfrage wird oft nur oberflächlich gemacht, so dass ein Beitrag von schlechtem Deutsch und mangelnder Orthographie geprägt ist.
Letztendlich muss auch der Betreiber eines Hausaufgaben-Forums kein richtiges Interesse an den Hausaufgaben oder an einer wirklichen Hilfestellung haben. Wichtig sind für ihn ein hohes Mitgliederaufkommen und dementsprechend hohe Werbeeinnahmen. In „e-Hausaufgaben“, dem zurzeit erfolgreichsten Hausaufgaben-Foren im deutschsprachigen Internet mit über 60.000 registrierten Usern, haben knapp ein Drittel aller Unterkategorien mit der Schule nichts zu tun, sondern sind reine Laber- und Smalltalkforen mit entsprechend hohem Beitragsaufkommen. Hinzu kommen eine Single- und Flirtbörse, Fun- und Spieleseiten und ein kostenpflichtiger „Life-Ticker“ für Kurzkommentare von Mitteilungsbedürftigen. Das ganze Forum ist von Werbung durchsetzt, es gibt sogar einen eigenen „Vermarktungspartner“. Moderatoren hingegen, die auf sachgerechte Beiträge und entsprechendes Niveau achten würden, sind bei „e-Hausaufgaben“ Mangelware.
Und doch sind Hausaufgaben-Foren nicht so schlecht, wie es nach den bisherigen Ausführungen scheinen mag. Sie können zur Hausarbeit motivieren und ein positives Gemeinschaftserlebnis gegenseitiger Hilfe bieten.
„Hilfe“ hat nämlich mehrere Bedeutungen. Natürlich kann ein Hausaufgaben-Forum keine Förderung oder Nachhilfe ersetzen. Aber auch „Soforthilfe“ ist eine notwendige Art und Weise der Hilfe. Eine Hausaufgabe braucht am Anfang oft einen Einstieg zum Gelingen. Eine Aufgabenstellung kann von Verständnisproblemen behindert sein. Schwierige Themen beginnen mit einem Brainstorming. Assoziationen von einer Gruppe können dem Einzelnen dabei wichtige Denkanstöße liefern. Das mag erst der Beginn der eigentlichen Hausaufgabe sein und hat doch eine gewichtige Bedeutung für die weitere Arbeit.
Zudem gehört auch die zweckfreie Kommunikation und die sinnlose Unterhaltung, die keine unmittelbaren Ziele verfolgt, zu unseren menschlichen Grundbedürfnissen. Umso mehr gilt das in der Pubertät, wo man als Jugendlicher erste Kontakte zum anderen Geschlecht knüpfen möchte. Internetforen sind hier eine wichtige Kommunikationsplattform, die Jugendliche anzusprechen vermag. Hausaufgaben werden damit in einen Rahmen eingebunden, in dem man als Jugendlicher sich auch länger aufhalten möchte und in dem man gerne seine freie Zeit verbringt. Hausarbeiten können auf diese Weise einen Motivationsschub erhalten und werden in einer angenehmen Atmosphäre vorbesprochen. Man hilft sich gegenseitig und wiederholt gegebenenfalls alte Themen. Auf diese Weise gehören Hausaufgaben wieder zum Alltag dazu.
Insgesamt kann ich daher die negative Einschätzung der Hausaufgaben-Foren nicht teilen. Angesichts von Pisa-Studien, Bildungsmisere und anderen Schulstudien entsteht schnell eine überzeichnete Erwartung. Es gibt ohne Zweifel einen Handlungsbedarf in Bezug auf die Förderung von Schülern. Nur können Hausaufgaben-Foren diesen nicht auffangen - und das brauchen sie auch gar nicht. Hausaufgaben-Foren haben keinen Bildungsauftrag. Sie weisen oft ein erschreckend niedriges Niveau auf, aber das ist im Grunde ein offenes Geheimnis. „In e-Hausaufgaben“ findet man alles, nur keine Hausaufgaben“, meinte einmal ein Teilnehmer dort. Will man ein höheres Niveau, dann muss man sich ein Fach- oder Diskussionsforum suchen, bzw. dann müssen Hausaufgaben-Foren öffentlich gefördert werden.
Hausaufgaben-Foren sind ein Spiegel unserer Gesellschaft und nicht besser oder schlechter als der Rest der Medienlandschaft wie etwa die Boulevard-Presse oder das Privatfernsehen mit den Nachmittags-Talkshows. Hier wie da gilt: Es mag seriöse und anspruchsvolle Sender geben, aber bei den Privaten tobt das Leben.
Problemerörterung, pro und contra:
A. Einleitung
B. 1) These:
1.Argument/Beispiel
2.Argument/Beispiel
3.Argument/Beispiel
usw.
2) Antithese
1.Argument/Beispiel
2.Argument/Beispiel
3.Argument/Beispiel
usw.
C. Entscheidung/eigene Stellungnahme
D. Schluss