• Ich arbeite für die schweizer Regierung und durfte neulich mal wieder das Beamtentum pur erleben. Für den Druck von Etiketten wurde ein Dymo LabelWriter angeschafft (kennen sicher einige, einfach so ein kleiner Drucker). Als ich dann um die Installation des Treibers auf meiner Workstation bat gab es eine riesen Aufruhr deswegen. Auszüge davon:

    - Keinesfalls, wir kennen die Software nicht
    - Individuelle Software muss zuerst durch den IT Manager und vom Bundessoftwarezertifizierungs-weissnichtwasalles genehmigt werden und das dauert Mooonaaate
    - Die Prüfungen jeder neuer Software wird vor der ersten Installation durch Spezialfirmen durchgeführt und kostet um die CHF 20'000.00.

    Als Ergebnis habe ich nun zum LabelWriter einen Laptop erhalten der nicht am Netzwerk angeschlossen ist und an dem ich Administratoren-Rechte habe und somit den Treiber installieren kann.

    Dies bedeutet:

    Anstatt einfach den Treiber zu installieren habe ich jetzt für ca. CHF 2'000 ein Notebook auf dem Tisch, das ich jedes mal aufstarten muss wenn ich eine Etikette drucken will.

    BRAVO VERWALTUNG! :roll:

    danke fürs zulesen..

  • eijo wennste des notebook nich haben willst.. ich nehm es gern :)
    und so ist es nicht nur bei den beamten, sondern bei allen grossen unternehmen (wie Deutsche Bahn, Süwag.. usw)
    die können halt nich anders, weil se angst davor ham, dass was des system zerschiesst.

    ich hab mal in nem unternehmen gearbeitet wo ich druckaufträge an zwei fette drucker weiterleiten und timen sollte...
    wenn ich mal gut unterwegs war hab ich die arbeit von 3 tagen in 1,5 tagen gemacht und den rest hab ich "in bereitschaft" rumgesessen...
    also ich fragte ob ich internetzugang bekomme hiess es "wofür denn?"
    als ich dann notepad++ haben wollte, kam die gleiche frage.. und als ich sagte : hey wenn ich zu fix bin und mal nichts zu tun hab kann ich mich so an den pc setzen und internetseiten bauen.

    danach durfte ich dann microsoft-CDs sortieren... is geil wenn man ne software von 1986 hat und dann bis 2007 die updates in verschiedenster form... da war ich glaub von jedem programm eine neue version komplett (so 2003) die restlichen jahre wieder nur einzelne CDs statt was komplettes.. kein system kein durchblick und seither hab ich nie wieder nach notepad++ gefragt oder gesagt:" ich hab nix zu tun"

    ergo: freu dich über des notebook, sonst darfste bald akten sortieren^^

  • In den Grossunternehmen ist das ja noch eines. Dort stehen (meistens) nicht Steuerzahler dahinter die dies wohl oder übel finanzieren.

    Zu wenig zu tun haben wir (bis auf ein paar kurz vor der Pension stehende Sesselwärmer) ja nicht. Also das mit dem Akten sortieren blüht mir zum glück noch nicht. :D Ausser die von meinen Fällen.

    Weiteres Beispiel:

    Man schafft sich für einen 5-stelligen Betrag einen Drucker für Plastikkarten an um Ausweise zu erstellen - und einem der oben erwähnten Sesselwärmer kommt nichts besseres in den Sinn als damit hunderte Merkzettel für Übungen auszudrucken die man genau so gut auf dem Normalen drucker hätte machen können. Kosten: 3.50 pro Karte vs. 0.03 mit dem normalen Drucker...

    Ave Steuerzahler...

  • synaptic: Grundregel 1: NIEMALS zugeben, dass man zu wenig zu tun hat! Ich dachte, das lernt man schon in der Schule. :mrgreen: Klarer Fall von selber schuld!

    mammut: Ich bin auch in einer Firma, die inzwischen alles regelt, gerade auch, was die EDV betrifft. Da ich in meinem Werk auch noch für die EDV zuständig bin, bin ich also auch direkt damit konfrontiert. :roll:
    Es macht durchaus Sinn, die Installation von Programmen ein wenig zu reglementieren, da sich eben viele Dinge untereinander nicht wirklich vertragen und dann die IT das Problem hat, die Hauptprogramme wieder zum Laufen zu bringen. Aktuell haben wir zum Beispiel das Problem, dass sich SP3 für Office mit einer selbst erstellten, aber sehr wichtigen Anwendung beißt. Wenn SP3 installiert wird, kann der User mit diesem Programm nicht mehr arbeiten. Also darf SP3 erst installiert werden, sobald ein Programmierer das Problem in dieser Anwendung gelöst hat.
    Je größer eine Organisation ist, desto aufwendiger ist dann auch die (Genehmigungs-)Struktur, da es viel mehr Faktoren zu berücksichtigen gibt. Da kann es wirklich günstiger sein, einen Stand-Alone-Laptop aufzustellen, als ein (verhältnismäßig) exotisches Programm einzuführen, das nur eine Person benötigt.
    Zu dem Drucken auf dem "falschen" Drucker: Das ist kein Privileg von Beamten, Dummköpfe gibt es (leider) überall. ;)

    Ich weiß nicht, wer oder was ich bin. Ich weiß nur, dass ich tue, was ich tun muß, nicht mehr und nicht weniger.

    Zitat aus "Gildenhaus Thendara", Dritter Teil, Ende 3. Kapitel

  • Bitte versteht mich nicht falsch. Ich bin absolut für diese Regelung - wenn sie Sinn macht. Allerdings handelt es sich hier nicht um komplizierte Software die tief in das System oder gar Serverstrukturen eingreift sondern um einen einfachen Treiber der bereits hundert- oder gar tausendfach bei der Regierung im Einsatz ist. Leider hat aber unser IM das Gefühl, dass der Treiber noch lange nicht sicher ist nur weil er bereits von diversen (organisatorisch gesehen) internen stellen getestet wurde und eingesetzt wird und meint er müsse hier noch einmal dahinter.

    Mittlerweile war übrigens ein Techniker bei mir und hat die Software illegal auf der Workstation installiert mit dem Kommentar "der IM hat eh keine Ahnung!" :? Traurig aber wahr. Jetzt habe ich also ein Notebook zu viel. Wer will? :D:D:D

  • Ok, das ist ein Argument, wenn die Software nicht wirklich neu ist. Da wird so eine Orga dann wirklich ineffizient.

    Diese "inoffizielle" Lösung wende ich übrigens auch an - teilweise sogar mit inoffizieller Genehmigung eines Helpdesks in der Zentrale. ;)

    Ich weiß nicht, wer oder was ich bin. Ich weiß nur, dass ich tue, was ich tun muß, nicht mehr und nicht weniger.

    Zitat aus "Gildenhaus Thendara", Dritter Teil, Ende 3. Kapitel