Hilfe Oberstufe ! Deutsch ?

  • Hallo erstmal :)

    Also ich bin jetzt seit diesem Jahr in der Oberstufe und es geht gleich richtig zur Sache. Wir haben jetzt in Deutsch eine Hausaufgabe bekommen (vor der ich mich schon ziemlich fürchte). Jeder hat letzte Stunde einen anderen kurzen Text bekommen. Nun sollen wir diesen nächste Stunde zunächst vorlesen und dann ein bis zwei Minuten etwas dazu sagen, wir können uns aussuchen was. Entweder Interpretieren, etwas zu der Grammatik sagen oder was einem sonst noch so einfällt.
    Ich denke, dass ich meinen Text interpretieren werde, doch ich weiß nicht so recht, wie ich damit anfangen soll. Ich kopiere einfach erst einmal den Text:

    Irgendwie

    In Wahrheit haben wir auch früher an nichts geglaubt. Als Nena ihre Zukunftshymne auf den Refrain Irgendwie, Irgendwo, Irgendwann brachte, klang das eher danach, als sollten wir auf dem besungenen Feuerrad gleichmütig den Abhang hinunterfahren. Irgendwann. Aber das sind Sätze aus einer anderen Zeit, als nihilistischer Gleichmut noch etwas Inspirierendes hatte. In der Zwischenzeit haben die einen irgendwas beim Film gemacht, andere irgendwo in Berlin gewohnt und vereinzelt irgendwann geheiratet. Und dann warteten wir auf irgendwas, was noch kommen sollte. Irgendwas: Das war eine warme Decke, die sich um die Wartenden schmiegen sollte. Doch jetzt gibt es selbst in einschlägigen Deckenhandlungen keine Wolldecken mehr. Unsere Zukunft ist ausverkauft. Irgendwo war hier doch mal ein Kaufhaus? Suche einen Job. Irgendeinen. Und irgendwas muss sich irgendwie auch ändern. Aber wie?


    Gut, das wäre der Text. Das erste was mir zu diesem Text einfällt, sind Gleichgültigkeit, Veränderungen mit der Zeit und Hilflosigkeit. So würde ich diesen Text interpretieren. Nun ist die Frage, ob es überhaupt schlau ist diesen Text zu interpretieren oder etwas anderes damit zu machen. Und wie könnte man erst einmal anfangen mit der Interpretation?
    Ich bin noch ein bisschen jünger, deshalb habe ich auch so meine Schwierigkeit vor (teilweise drei Jahre älteren) Schülern zu sprechen und dann auch noch soetwas, ich mache mich ja jetzt schon verrückt.


    Vielen Dank !

    Anna

    >And so the lion fell in love with the lamb.<

    Einmal editiert, zuletzt von uhwii (15. August 2009 um 16:46)

  • Hoi!

    Interpretieren kannst du alles, jede Handlung, jeden Vorgang und auch jeden Text. Ist im Prinzip sogar das einfachste und grundlegendste (wie bei der Grammatik auch), weil du die inhaltliche Interpretation nur an entsprechenden Stellen festmachen musst, um deine Ansicht zu untermauern. Am besten du nimmst dir Satz für Satz durch, machst dir wie oben einige Stichworte dazu und schaust dann, wie das ins Gesamtbild passt. Daraus kannst du dann ein zentrales Thema ableiten. Wichtig ist, dass deine Interpretation gut am Text fundierbar ist.

    Ist nicht wirklich schwer, meines Erachtens nach. Wir haben das bereits in der Unterstufe in ähnlicher Art und Weise gemacht. Ist ja immer ein gültiges Prinzip, das du anwenden kannst.

    MfG Alienx

  • Du musst auf jeden Fall herausbekommen, wann das geschrieben wurde und von wem. Wenn man ein bisschen über den Autor erfährt, weiß man schnell, was man da reininterpretieren sollte.
    Informier dich zuerst über alles, was dir da inhaltlich nicht klar ist. Informier dich über dieses Lied und über sonst was.

    Evtl. kannst du das auch sprachlich analysieren. Allerdings ist das natürlich trockener und du laberst am Ende nur und es ist schwer in kurzer Zeit das Wichtige herüberzubringen.

    Vor älteren Schülern brauchst du echt keine Angst zu haben, ich bin auch ziemlich jung, die meisten interessiert das (zurecht?) wahrscheinlich sowieso nicht, dann sagen einmal alle: Ja das war toll und überzeugend vorgetragen und das wars dann.
    Habe noch nie ein Referat gehört/gehalten, wo Schüler offen vor dem Lehrer negativ geurteilt haben.

  • Hallo. :)

    Danke erst einmal für die schnellen Antworten. ich werde die Tips auf jeden Fall anwenden, lieber erst morgen, damit da auch was vernünftiges rauskommt ;)
    Zu The User, das Problem ist allerdings, dass diese Autorin nirgends zu finden ist. Sie heißt Andrea Hünninger und der Artikel ist vom 2.7.09, also noch sehr frisch. (Hier der Link: http://www.zeit.de/2009/28/Woerterbericht-28 )
    Es gibt über google nur Artikel von ihr zu finden und eine gewisse Andrea Hünniger, bleibt nur die Frage, ob irgendwo ein Druckfehler beim Nachnamen ist, oder ob es zwei verschiedenen Frauen sind.

    Anna

    >And so the lion fell in love with the lamb.<

  • Die Interpretation liegt im Text selbst. Der Song Irgendwie, Irgendwo, Irgendwann wird ja selbst schon interpretiert. Dreh den Spieß doch einfach um und erkläre, was der Autor damit aussagen möchte :-D.


  • Hallo :)

    Wow, das waren echt tolle Ideen, vielen, vielen Dank. Es wird gleich viel einfacher, wenn man erst einmal selber einen Anhaltspunkt hat und weiß, wie man an diesem Text konkret vorgehen muss. Ich habe mir jetzt ein paar Dinge aufgeschrieben dazu, die ich dann Mittwoch in meinen Vortrag einbringen werde. ich habe mir schon einmal grob überlegt, was ich sagen möchte:

    *erst einmal vorgelesen*
    -> "An diesem Beispiel werden die heutigen Probleme konkret zur Schau gestellt. Durch das Beispiel des Liedes "Irgendwie, Irgendwo, Irgendwann" von Nena macht die Autorin deutlich, dass es in damaligen Verhältnissen noch nicht so gravierenden Probleme gab wie heute. Früher , 1984, wo dieser Song veröffentlicht wurde, konnte man noch recht gleichgültig mit seinem Leben und seiner Zukunft umgehen, es gab immer irgendeinen Weg zurecht zu kommen. Mit einer Überleitung kommt die Autorin jedoch schnell auf das zentrale Thema dieses Wortberichtes, nämlich die Zukunft und die heutige Problematik im Leben, zu sprechen. Durch den Satz "Die Zukunft ist Ausverkauft" spielt Andrea Henniger auf die zurzeit herrschende Finanzkrise an. Gerade der letzte Satz macht das auch deutlich, indem sie fragt, wie sich etwas ändern solle und wie man einen Job bekommen solle. Es gibt heutzutage nur noch für wenige Menschen eine gute Zukunft, in der man sorglos leben kann. Auch wenn man einen guten Schulabschluss hat, fragt man sich, wozu. Man hätte auch einen schlechteren Abschluss machen können für eine Ausblidung. Wozu also Abitur, man kann auch so eine Ausbildung bekommen. Doch nicht viele erhalten die Chance einer Lehre. Natürlich werden ehemalige Schüler mit Abitur bevorzugt, doch reichen heute die Ausbildungsstellen nicht für alle, die einen Abschluss gemacht haben.
    Die einfachsten Dinge, wie in diesem Beispiel eine Wolldecke, werden im Grunde gar nicht mehr verkauft, damit an allen Ecken und Kanten gespart wird, die Zukunft ist ausverkauft.
    "

    Ich weiß nicht, ob das so okay ist, vielleicht könntet ihr mir ja ein kurzes Feedback geben, dankeschön. :)

    Liebe Grüße, Anna.

    >And so the lion fell in love with the lamb.<

    Einmal editiert, zuletzt von uhwii (17. August 2009 um 11:10)

  • Das sieht nicht schlecht aus, hätts eh nicht besser gekonnt.
    :daumenhoch:
    Das wird schon gut so, viel Erfolg, musst doch irgendwie vortragen oder abgeben, gell?

  • Zitat

    An diesem Beispiel werden die heutigen Probleme konkret zur Schau gestellt. Durch das Beispiel des Liedes "Irgendwie, Irgendwo, Irgendwann" von Nena macht die Autorin deutlich, dass es in damaligen Verhältnissen noch nicht so gravierende Probleme gab wie zu heutiger Zeit. Im Jahr 1984, wo dieser Song veröffentlicht wurde, konnte man noch recht gleichgültig mit seinem Leben und seiner Zukunft umgehen, es gab immer irgendeinen Weg zurecht zu kommen. Mit einer Überleitung kommt die Autorin jedoch schnell auf das zentrale Thema dieses Wortberichtes, nämlich die Zukunft und die heutige Problematik im Leben. Durch den Satz "Die Zukunft ist Ausverkauft" spielt Andrea Henniger auf die zurzeit herrschende Finanzkrise an. Gerade der letzte Satz macht das auch deutlich, indem sie fragt, wie sich etwas ändern soll und wie man heute noch die Möglichkeit hat, einen Beruf ausüben zu können. Es gibt heutzutage nur noch für wenige Menschen eine Zukunft, in der man sorglos leben kann. Auch wenn man einen guten Schulabschluss hat, fragt man sich wozu. Für eine Ausbildung hätte man noch einen minderwertigen Abschluss erreichen können, wozu also Abitur? Doch nicht viele erhalten diese Chance. Natürlich werden ehemalige Schüler mit Abitur bevorzugt, doch reichen heute die Ausbildungsstellen nicht für alle, die einen Abschluss machen.
    Die einfachsten Dinge, wie in diesem Beispiel eine Wolldecke, werden im Grunde gar nicht mehr verkauft, damit an allen Ecken und Kanten gespart wird, die Zukunft ist ausverkauft.


    Ich habe es mal minimal verändert :-).


  • Hallöchen :)

    Also, ich habe auch noch einmal ein paar Veränderungen am Text vorgenommen:

    "An diesem Beispiel werden die heutigen Probleme konkret zur Schau gestellt. Durch das Beispiel des Liedes "Irgendwie, Irgendwo, Irgendwann" von Nena macht die Autorin deutlich, dass es in damaligen Verhältnissen noch nicht so gravierende Probleme in bestimmten Bereichen gab wie zu heutiger Zeit. Im Jahr 1984, wo dieser Song veröffentlicht wurde, konnte man noch recht gleichgültig mit seinem Leben und seiner Zukunft umgehen, es gab immer irgendeinen Weg zurecht zu kommen. Mit einer Überleitung kommt die Autorin jedoch schnell auf das zentrale Thema dieses Wortberichtes, nämlich die Zukunft und die heutige Problematik im Leben zu sprechen. Durch den Satz "Die Zukunft ist Ausverkauft" spielt Andrea Henniger auf die zurzeit herrschende Finanzkrise an. Gerade der letzte Satz macht das auch deutlich, indem sie fragt, wie sich etwas ändern soll und wie man heute noch die Möglichkeit hat, einen Beruf ausüben zu können. AEs gibt heutzutage nur noch für wenige Menschen eine Zukunft, in der man sorglos leben kann.uch wenn man einen guten Schulabschluss hat, fragt man sich wozu. Für eine Ausbildung hätte man noch einen minderwertigen Abschluss erreichen können, wozu also Abitur? Doch nicht viele erhalten diese Chance. Natürlich werden ehemalige Schüler mit Abitur bevorzugt, doch reichen heute die Ausbildungsstellen nicht für alle, die einen Abschluss machen.
    Außerdem gibt es auch noch andere Probleme, wie zum Beispiel, dass man in einigen Fällen mehr Sozialhilfe erhält als man im Beruf verdienen würde. Man kann mit dem Geld, was man sich verdient, oftmals gerade die Lebenskosten abdecken.
    Die letzte Frage "Nur wie?" drückt außerdem eine gewisse Hoffnungslosigkeit aus. Viele Menschen wissen gar nicht, wie sie aus dem Loch der Arbeitlosigkeit herauskommen sollen. Sie geben sich selbst auf und sehen keine Chance mehr für sich und ihre Zukunft in jeglicher Hinsicht."

    Ja, ich muss den Text zunächst vorlesen, wo die Lehrerin penibel drauf achtet, und dann muss ich irgendwas mit dem Text anstellen, in meinem Fall eine Interpretation, wie ich entschieden habe. :D
    Und das müssen wir dann vortragen.

    Danke, nochmal ;)

    Anna

    >And so the lion fell in love with the lamb.<

  • Zitat

    Im Jahr 1984, wo dieser Song veröffentlicht wurde, konnte man noch recht gleichgültig mit seinem Leben und seiner Zukunft umgehen, es gab immer irgendeinen Weg zurecht zu kommen.

    Das liest sich nicht gut!


  • "Im Jahr 1984, wo dieser Song veröffentlich wurde, gab es immer einen Ausweg in seinem Leben zurechtzukommen. Man brauchte sich eigentlich keine genaueren Gedanken über sein Leben und seine Zukunft zu machen, es war nicht notwendig."

    Vielleicht ein bissl besser?

    Anna

    >And so the lion fell in love with the lamb.<

  • Dieses "wo" ist ausdruckstechnisch eine Katastrophe. ;) Ersetze es durch "in dem".

    Ich weiß nicht, wer oder was ich bin. Ich weiß nur, dass ich tue, was ich tun muß, nicht mehr und nicht weniger.

    Zitat aus "Gildenhaus Thendara", Dritter Teil, Ende 3. Kapitel

  • Ich finde das ehrlich gesagt eine nicht so gelungene Interpretation.
    Der Text sagt ja nicht, dass die Leute früher in den Tag hineingelebt haben, sondern dass der Nihilismus Inspiration zu neuer Bewegung war, während heute die Leute irgendwas beim Film machen, irgendwas mit BWL studieren ohne weitere Ziele, im Gegensatz dazu jedoch Sorgen größer werden.
    Ich würde auch nicht so viele Beispiele machen. Du solltest lieber ganz sparsam damit umgehen, das ist durchaus gut Vergleiche zu ziehen, jedoch solltest du nicht darauf aufbauen, da gewinnt man den Eindruck, du würdest nicht den Text sondern deine eigenen Aussagen interpretieren.

    Viele liebe Grüße
    The User

  • Hallöchen :)

    Also Nihilismus heißt ja allerdings, dass Ziele abgelehnt wurden, somit ist das ja eigentlich heute noch so, wenn man den Text so zu verstehen hat. Die Menschen machen irgendwas und warten auf irgendwas, also haben sie kein Ziel vor den Augen und das denke ich ist die Kritik an den Menschen.
    Gerade, dass viele Menschen so ein "nihilistisches Denken" haben, machen sie sich Sorgen um ihre Zukunft, weil sie vorher nichts unternommen haben und sich jetzt umschauen, weil sie keinen Plan haben, wie sie irgendwas schaffen wollen. Und die Menschen warten im Prinzip einfach nur auf das Kommende ohne es beeinflussen zu wollen ... (siehe: Die Wartenden).

    Könnte man das so interpretieren? Alelrdings würde es dann nicht passen mit dem Satz "Als nihilistischer Gleichmut noch etwas inspirierendes hatte". Es sei denn die Menschen merken erst jetzt, dass sie dieses verhalten in sich haben, obwohl sie es gar nicht wissen?

    Liebe Grüße.

    >And so the lion fell in love with the lamb.<

  • Früher war der Nihilismus inspirierend, als echte Gesellschaftskritik, die Ablehnung von allen Werten, die gerade zu Aktionismus führt.
    Das Gedicht macht ja einen ganz klaren Gegensatz. Und ich finde da ist es auch sinnvoller, den "alten Nihilismus" im Gegensatz zum neuen zu sehen.

  • hm....*fragezeichen*
    ich bin jetzt echt durcheinander, ich weiß einfach nicht wie ich das interpretieren soll. Ich meine, der alte nihilismus, ich kenne mich nicht so in der Zeit aus. Also war es "damals" so, dass die sich durch diesen nihilismus von der gesellschaft abtrennen wollten. Es war etwas neues, einfach mal alles "negativ" zu sehen, was ebend zu Aktionismus führte, weil man sonst nicht so öffentlich kritik an der Gesellschaft nahm?
    und wie ist es dann heute im Gegensatz zu damals?

    >And so the lion fell in love with the lamb.<

  • Okay also ich glaube ich weiß jetzt was du meinst :D
    Damals gab es noch einen gewissen Tatendrang etwas zu Verändern mit Aktionen eben. Dieser ist heute nicht mehr vorhanden, man "wartet" einfach nur und redet nur was alles so passiert aber man unternimmt nichts dagegen, was der wesentliche Unterschied zwischen "heutigem" und "damaligem" Nihilismus ist. Also könnte man konkret sagen:

    - Als dieser Song 1984 veröffentlicht wurde, hatten die Menschen noch Tatendrang irgendetwas zu verändern, was ihnen nicht passte.
    - Heute ist auch noch Nihilismus vorhanden, jedoch in anderer Form, was zum beispiel der Satz "Das war eine warme Decke, die sich um die Wartenden schmiegen sollte." deutlich macht.
    - Der Tatendrang ist nicht mehr vorhanden, macht redet un d beschwert sich nur noch im Volk, jedoch unternimmt man nichts aktiv für eine Bewegung.
    - "Suche einen Job. Irgendeinen. Und irgendwas muss sich irgendwie auch verändern. Aber wie?" ist noch einmal ein konkretes Beispiel dafür, dass sie auch nicht wissen, wie sie etwas erreichen sollen.
    - Der Zwischenteil zeigt, dass man recht gleichgültig gehandelt hat, einfach das gemacht, was man wollte, ohne auf die Zukunft hinauszublicken, man hatte kein Ziel, was eine Mischung aus alt und neu ist ... ebend "In der Zwischenzeit..."

    Ist das so okay? Das find ich nämlich ne gute Interpretation, danke

    >And so the lion fell in love with the lamb.<