Hallöchen Ihr Lieben,
in einem anderen Thread wurde von Pfeffi folgende Frage gestellt:
ZitatMich würde echt ganz doll interessieren, wie Du mit Deinem Beruf, bzw. mit Deiner Aufgabe so klar kommtst.
Ist das nicht schrecklich belastend??
Diese Traurigkeit und alles was mit Tod verbunden ist muß doch einen,
auch einen Außenstehenden doch total mitnehmen, oder?
Also ich möchte natürlich der Pfeffi schon antworten und tue es hiermit. Ich hoffe das es auch sooo rüberkommt wie ich es meine, manchmal ist es halt schwer sich so auszudrücken das es richtig verstanden wird.
Es ist so, dass ich an meinem Arbeitsplatz im Regelfall "nur" den Schriftverkehr, den Kampf mit den Behörden ausführe. Selbstverständlich habe ich aber oft auch die Hinterbliebenen am Telefon oder sie stehen bei mir im Büro.
Ganz besonders schlimm ist es wenn der Erstkontakt entsteht, da sich dann die Hinterbliebenen in einer Ausnahmesituation befinden.
Ich bemühe mich dann darum soviel wie möglich "Normalität" in das Gespräch zu legen, aber trotzdem dem Hinterbliebenen die Möglichkeit zu geben seiner Trauer freien Lauf zu lassen.
Schnell bekomme ich "heraus" wie alt der Verstorbene war, in Falle eines Menschen der z.B. 1914 geboren ist, denke ich mir spontan dann: der ist ja alt gewesen und hat ein langes Leben gehabt (also dies ist nun ein Teil von dem wo ich hoffe das es richtig rüberkommt).
Genau "verfahre" ich wenn ich höre das der Verstorbene eine schwere Krankheit hatte, hier denke ich mir, dann ist er von seinem Leiden erlöst.
Ganz schlimm ist es natürlich wenn es sich um Kinder oder Jugendliche handelt, gott sei Dank ist das in den letzten 3 Jahren nicht so oft vorgekommen. Ebenfalls schlimm ist es wenn eine Frau eine Todgeburt hatte, da schickt dann mein Chef immer mich vor, da er sich aus verständlichen Gründen nicht so in die Frau hineinverstetzen kann.
Auch hier versuche ich immer den nötigen Abstand zu finden, was natürlich nicht immer leicht ist und so manchesmal denke ich das ist nun meine Grenze und hocke mich nach dem Gespräch in die Ecke und heule einfach.
Desweiteren halte ich es so, dass ich die Leute wenn sie bei mir sind und weinen einfach weinen lasse und z.B. aus dem Fenster schaue und an etwas ganz anderes denke (auch dies ist ein Teil von dem ich hoffe das er richtig rüberkommt). Ich habe halt festgestellt das die Leute nicht wollen das der Bestatter mitweint oder gar (was auch viele leider machen) Mitgefühl heucheln. Denn ich oder jeder andere Bestatter kennt im Normalfall den Verstorbenen nicht und somit finde ich es völlig falsch dort auf "mein aufrichtiges Beileid" zu machen.
In einige Gesprächen mit Hinterbliebenen habe ich später erfahren, dass ich es genau richtig mache. Ich versuche sogar im Gespräch etwas zu finden was den Hinterbliebenen zum lächeln bringt und meist gelingt es mir auch.
Es gibt natürlich auch Sachen, die mögen beim Erzählen nun "witzig" erscheinen, aber in dem Augenblick wo sie passieren sind sie es nicht und bedürfen einem hohem Mass an Sensibilität in meinen Augen. So wird mir wohl immer ein Mann in Erinnerung bleiben, der war 73 Jahre alt und rief mich eines Tages völlig aufgelöst an. Nach einigen Minuten war er dann in der Lage mir sein Problem zu schildern. Jahrzehntelang hat seine inzwischen verstorbene Ehefrau die Wäsche gemacht und er stand da nun und wusste nicht weiter. Ich habe dann es als meine Aufgabe gesehen diesem Mann zu helfen, hab alles stehen und liegen lassen und er ist dann mit dem Telefon zur Waschmaschine und dann haben wir zusammen diese Waschmaschine angestellt. Dieser Mann war mir so dankbar, er kam nach einiger Zeit nochmals im Büro vorbei und nahm mich in die Arme und sagte das ich ihm durch meine Art sehr geholfen habe.
Diese und auch andere Begebenheiten lassen mich immer weitermachen, denn einfach ist es sichlich nicht. Aber ich denke halt und gott sei Dank denkt auch mein Chef immer noch so: es ist halt keine "Ware" sondern immer viele Schicksale die bei uns "über den Tisch" wandern.
Allerdings muss ich sagen, dass mein Hauptproblem eigentlich ein anderes ist:
Wer mag schon über den Tod reden? Eigentlich niemand und so fehlt mir doch ab und an derjenige mit dem ich manchen "Fall" abarbeiten kann so für mich. Den meist wollen die Leute von meiner Arbeit nichts hören, so auch mein Mann, er kann damit nicht umgehen und hat halt ein großes Problem über meine Arbeit zu sprechen.
So habe ich halt nur ganz wenig Leute bei denen ich mich halt mal ausquatschen kann. Und wenn niemand von denen "greifbar" ist, dann so gebe ich hier zu, hocke ich mich schon mal hin, kuschel mich an einen meiner Hunde und "rede" mit denen. Denn ich habe schnell bemerkt das mir einfach nur drüber reden viel hilft.
Irgendjemand hat mir mal gesagt, wenn Du das alles so "locker" siehst, dann musst Du ja ganz schön gefühlskalt sein. Ich habe denjenigen angeschaut und war sprachlos.
Ich denke nur weil ich nicht jedesmal heule wie ein Schlosshund oder hier gramgebeugt durch die Gegend laufe bin ich mit Sicherheit nicht gefühlskalt. Ich kann es halt nur gut trennen.
Weiterhin möchte ich sagen, bei uns haben wir "nur" mit den Verstorbenen (die ich im übrigen nie zu Gesicht bekomme und auch nicht möchte) zu tun und mit den Angehörigen. Das macht es vielleicht leichter den nötigen Abstand zu bewahren. Riesige Hochachtung habe ich vor Leuten in der Altenplege, in Hospizen oder auf Krebsabteilungen, die die Angehörigen und vor allen Dingen die Kranken pflegen und Ihr Sterben miterleben. Ich denke diesen Leuten sollte man allen Respekt den man hat zukommen lassen und, nur leider liegt das nicht in unsrer Macht, ihnen ein viel besseres Gehalt zahlen als sie bis Dato erhalten.
So nun habe ich ausführlich zu der Frage von Pfeffi Stellung genommen. Tut mir einen Gefallen, lasst uns bei allem Ernst des Lebens und dieses Beitrages nicht den Spaß hier verlieren. Aber ich denke eine Frage verdient auch eine Antwort, ach wenn es hier "ausnahmsweise" um ein sehr ernstes Thema geht.