Wie verderblich ist der Monotheismus?

  • Ave,

    nachdem ich mich ohnehin gerne mit philosophischen und religiösen Fragen auseinandersetze und auch immer wieder bemüht bin, einzelne Religionen und Strömungen (Judentum, Islam, Christentum, Daoismus, Aristotelismus, Buddhismus, Gnostizismus, Mithraismus, Platonismus etc.) zu analysieren, zu verstehen und zu vergleichen, ist mir in letzter Zeit eines in Hinblick auf alle (!) monotheistischen Religionen aufgefallen : Die durchweg aggressive Haltung gegenüber anderen Ansichten.

    Diese polemische Ablehnung hat im Laufe der Geschichte dazu geführt, dass zwar der Islam, das Christentum, das Judentum und der Zoroastrismus mehr oder weniger den Sprung in die Moderne geschafft haben, jedoch nie dazu kamen, eben jene Polemik abzulegen. Man merkt beim Studium der Bibel, der Thora oder des Koran über mehrere Stellen hinweg, dass andere Religionen und Verhaltensweisen nicht nur bloße Ablehnung erfahren, sondern regelrechter Gewalt und Verfolgung ausgesetzt werden sollen. Daneben werden Weltbilder, die nicht der eigenen Religion entsprechen denunziert als Sekten, Teufelsanbeter, Hexen usw. - dies gilt bei weitem nicht nur für das Christentum. Dabei stellt sich natürlich die Frage, wie diese Ideologie mit der Vorstellung der in allen genannten Religionen zentralen Nächstenliebe und ethischen Reinheit zu vereinbaren sind.

    Die Frage bleibt also, woher diese Neigung zur Ab- und Ausgrenzung rührt - das Ergebnis meiner Überlegungen ist für mich selbst zunächst erstaunlich gewesen. Waren doch Christen, wie Juden und Moslems in der Geschichte durchweg den Mächten des Rassismus und der Vorurteile ausgesetzt, scheint eine mit dem NS -welche als Höhepunkt der Verfolgung und Ausgrenzung gilt- vergleichbare Ideologie in allen genannten montheistischen Weltbildern manifestiert zu sein. Woher rührt dieser Gedanke? Ganz zentral tritt in allen Vorstellungen der Aspekt auf, DAS einzige und auserwählte Volk zu sein. Aus dieser Vorstellung rührt das vermeintliche Recht, den eigenen Glauben mit allen Mitteln durchzusetzen, da es dem Willen Gottes zukommen würde. Viel entscheidener ist aber noch, dass eben jene Ansicht, auserwählt zu sein, erst einen viel größeren Anlass des Rassismus liefert.

    Ein "prominentes" Beispiel für die Vertretung dieser Ideologie ist Martin Luther : Nachdem seine Missionierungsversuche bei einigen Juden gescheitert waren, rief er öffentlich zu deren Enteignung, Verfolgung und sonstigen Denunzierung auf - und das keineswegs aus politischen, sondern durchweg religiös bedingten Umständen. Wir finden derartige Beispiele auch in der Verfolgung von Juden, Christen und Hellenen im Sassanidenreich oder der Zwangsbekehrung durch den jüdischen Staat nach dem Makkabäeraufstand oder gar der Ermordung von tausenden Italikern und Hellenen in Kyrene durch jüdische Fanatisten zur Kaiserzeit. Von den Verfolgungen durch die katholische oder evangelische Kirche soll hier gar nicht erst die Rede sein.

    Selbstverständlich mag angemerkt sein, dass es in der Geschichte immer wieder zu politischem Missbrauch jeder der Religionen gekommen sein mag und auch manches nur als religiös motiviert getarnt wurde. Allerdings können diese nicht darüber hinwegtäuschen dass eine direkte Rassenlehre und eine eindeutige denunzierende Haltung gegenüber anderen Glaubens im Islam, der Thora, der Bibel und der Avesta nicht nur stellenweise, sondern auf geradezug ideologisierende Weise überall vertreten sind.

    Es sei ebenfalls angemerkt, dass eine solche Haltung keineswegs in direkter Kontinuität zum Ein-Gott-Glauben (als Vertreter dieser Ansicht sei hier Celsus genannt) stehen kann. Vielmehr muss sie ideologisch begründet sein. Denn betrachtet man die Geschichte jener monotheistischen Glaubensrichtungen, so waren sie alle zur Zeit ihrer Gründung in einer extrem prekären Lage, die sie dazu veranlasste, ihren Zusammenhalt zu festigen und immer wieder gegen andere Gruppen vorzuegehen. Diese defensive und damals noch begründete ablehnende Haltung gegenüber anderen Völkern scheint sich mit der Zeit auf die Ablehnung alles anderen ausgeweitet und in den "heiligen" Schriften niedergeschlagen zu haben.

    Man sollte nicht vergessen, dass die Grundgesinnung der Nächstenliebe prinzipiell sehr wichtig und meiner Meinung nach auch gerechtfertigt ist - es sollte jedoch äußert fraglich sein, ob ein Verhalten, das die Zuneigung und Hilfe lediglich auf Glaubensbrüder beschränkt und gegen Andersdenkende vorgeht (und das nicht erst seit der Al-Kaida), sich selbst aber als kosmopolitisch und aufopfernd für ALLE geben möchte, wirklich als Nächstenliebe bezeichnet werden kann.

    Bedenkt : Diese Einstellung findet durch den biblisch orientierten Religionsunterricht auch Einzug an Schulen. Und das in einem freien Staat...

    Ich würde gerne hören, was es hierzu für Meinungen gibt, wie die eigenen (eventuell auch religiösen) Ansichten, vor allem aber die persönlichen, dazu stehen. Danke und

    MfG

  • Puh, also mit Deinem Fachwissen kann ich bei weitem nicht mithalten, auch wenn ich selber gerne philosophiere bzw. über "Gott und die Welt" nachdenke.

    Woher diese Ab- und Ausgrenzungsbestrebungen kommen ... da must Du wohl auch die Psychologie, speziell die Gruppendynamik bemühen. Viele Menschen definieren sich im Verhältnis zu anderen Menschen, oft in der Form von "ich bin besser als Du". Das funktioniert auch für Gruppen als "wir sind besser als ihr". Je mehr Druck von außen es gibt, desto stärker ist diese Gruppendynamik (die ich nur angedeutet habe). Sieht man auch daran, dass es in den Gebieten am meisten rassistische Aktivitäten gibt, in denen es viele Ausländer und viele soziale Probleme gibt. Umgekehrt lebe ich selbst in einer Gegend mit einem eher geringen Ausländeranteil und wenig sozialen Problemen. Entsprechend gibt es auch wenig Probleme mit Rassismus im weitesten Sinn. Im Gegenteil, Integration ist hier eigentlich selbstverständlich (und das im konservativen Bayern *g*).

    Je mehr Druck es also gibt, desto mehr grenzt sich eine Gruppe ab, was irgendwann auch zum Selbstläufer wird. Nimm den Druck weg (und mache eine Religion z.B. zur Staatsreligion) und schon wird auch die Feindlichkeit gegen andere geringer. Die Religion wird "verwässert", es gibt jede Menge Mitläufer. Diesem Verwässern versuchen die Köpfe einer Gruppe entgegenzuwirken, weil es ihren Einfluß untergräbt. Also werden die Massen gepuscht, künstlich Druck erzeugt. Ab dann beginnt die Ideologie einer Religion der Praxis zu widersprechen. Nur dass diesen Widerspruch nur wenige erkennen. Die breite Masse ist zu faul zum Denken, hat das Potenzial/Interesse nicht oder ist Opfer des Religions"marketings".

    Ich weiß nicht, wer oder was ich bin. Ich weiß nur, dass ich tue, was ich tun muß, nicht mehr und nicht weniger.

    Zitat aus "Gildenhaus Thendara", Dritter Teil, Ende 3. Kapitel

  • Ich erkenne in deiner Argumentation keine Bedeutung des Monotheismus:
    Im Buddhismus gab es vor 50 Jahren noch Sklaverei.
    Ich sehe auch keine gemeinschaftlichen Gedanken bei Hellenen, Römern und nordischen Religionen. Kriege waren dort stets mit Zwangsmissionierung und Sklaverei verbunden.
    Wenn wir in der Bibel lesen, sollten wir nach schlechten Gründen für das, an was wir glauben - Nächstenliebe -, und nicht für das, an was wir nicht glaube - Xenophobie -, suchen. Ebensowenig kenne ich keinen Moslem oder Juden, der mich bekehren oder umbringen möchte. Einzig verderblich sind wohl die Fundamentalisten: Gewisse evangelische Freikirchen, die ihren Anhängern die Bibel als Maß aller Dinge aufdrücken. Islamisten. Gewisse "erzorthodoxe" Juden.
    Diese Gruppen bilden jedoch Minderheiten, die wir von unserer Moral-Bildung ausschließen können. Die Religionen, oder zumindest eine Vielzahl ihrer Anhänger, konnten in der Vergangenheit Sklaverei und Fremdennhass ablegen und die Religionen existieren immer noch.


  • Ich sehe auch keine gemeinschaftlichen Gedanken bei Hellenen, Römern und nordischen Religionen. Kriege waren dort stets mit Zwangsmissionierung und Sklaverei verbunden.

    Falsch. Die Gründung einer Stadt im Hellenismus oder der Aushebung einer Kolonie der Römer ging immer mit einem Synkretismus der eigenen, exportierten und lokal aufgenommenen Kulte einher. Noch die Seleukidenkönige oder Ptolemäer förderten lokale Religionen und versuchten nicht, das Land zu zwangshellenisieren (Der Makkabäeraufstand war nicht der Versuch einer Zwangshellenisierung, sondern lediglich militärisch bedingt).Gleiches gilt für die Römer. Obwohl diese ganz klar die Mission der Zivilisierung des Westens und Nordens verfolgten, gab es keine religiös bedingten Umstände, die man den Unterworfenen aufzwängen wollte.


    Wenn wir in der Bibel lesen, sollten wir nach schlechten Gründen für das, an was wir glauben - Nächstenliebe -, und nicht für das, an was wir nicht glaube - Xenophobie -, suchen.

    Und dabei wird allzuoft außer Acht gelassen, was uns die Bibel sonst nocht vermitteln möchte. Auflehnung gegen die Obrigkeit wird mit verschiedensten Arten von Folter oder Tod bestraft. Bigamie, Hurerei und andere Arten der Lust ebenso. Und dieses Prinzip der Bestrafung der "Sünden" durch den Menschen tritt NUR in jenen Religionen auf. Dabei gibt es keinen Anlass, nicht zu sündigen, Sünden werden erst durch die Bibel konstruiert und das Verständnis dafür ist nicht naturgegeben, sondern durch den Glauben heraufbeschworen.


    Ebensowenig kenne ich keinen Moslem oder Juden, der mich bekehren oder umbringen möchte. Einzig verderblich sind wohl die Fundamentalisten: Gewisse evangelische Freikirchen, die ihren Anhängern die Bibel als Maß aller Dinge aufdrücken. Islamisten. Gewisse "erzorthodoxe" Juden.

    Missionierung sollte es in keinem Fall geben. Lediglich einen Gedankenaustausch. Alles andere schränkt die Meinungsfreiheit ein. Und selbstverständlich ist Fundamentalismus (der die Schriften nur wörtlich zu interpetieren vermag) mehr als verderblich für die gesunde Entfaltung der Psyche.

    Aber nicht allein der Fundamentalismus ist es. Die katholische Kirche hat über Jahre hinweg Menschen unterdrückt und anderen Glauben denunziert. Heute werden selbstverständlich keine Menschen mehr gefoltert und es gibt keine direkte Zwangsbekehrung. Aber was glaubst du, wie groß die Entscheidungsfreiheit bei Kindern ist, denen man schon im Kleinkindalter christlichen Glauben vermitteln will? Oder woher sich die Kirchen allgmein das Recht nehmen, andere Glaubensrichtungen als Sekten zu betiteln? Oder noch besser, das eigene System über andere zu stellen? Woher überhaupt der Anspruch rührt, die Schriften allein korrekt interpretieren zu können? Das ist wie gesagt, Kirchenkritik. Aber wir sollten nicht vergessen, dass sich der Anspruch auf alleinige Gültigkeit des eigenen Glaubens über andere direkt aus der Bibel herleitet und kein politisches Konstrukt ist.


    Diese Gruppen bilden jedoch Minderheiten, die wir von unserer Moral-Bildung ausschließen können. Die Religionen, oder zumindest eine Vielzahl ihrer Anhänger, konnten in der Vergangenheit Sklaverei und Fremdennhass ablegen und die Religionen existieren immer noch.

    Das trifft vielleicht auf Leute zu, für die der Glaube Nebensache ist. Aber jeder, für den christlicher oder genannter monotheistischer Glaube ein zentraler Bestandteil seines Lebens ist, praktiziert auf Dauer auch Fremdenhass. Denn ein Christ hält sich an die Bibel und das kompromisslos (denn die Bibel erhebt den Anspruch gottinspiriert und allgemeingültig zu sein, was ein Christ anerkennen muss) - und die Bibel predigt Fremdenhass, das lässt sich nicht verkennen. Sklaverei ist eine Begeliterscheinung der kirchlichen Politik. Wobei zu debattieren ist, ob die Bibel nicht aus dem Menschen einen Sklaven vor "Gott" macht.

    MfG

  • Ich sehe in deiner Argumentation trotz allem keinen Anhaltspunkt, warum der Glaube an mehrere Götter die Toleranz fördert.
    Hindus: Kastensystem, Glaube daran, dass der Wechsel der Religion und Kaste nicht möglich ist, ist das die höchste Form der Toleranz? Und dennoch ist vom Kastensystem nicht mehr viel übrig und es gibt Inder, die locker damit umgehen.

    Zitat von Alienx


    Das trifft vielleicht auf Leute zu, für die der Glaube Nebensache ist. Aber jeder, für den christlicher oder genannter monotheistischer Glaube ein zentraler Bestandteil seines Lebens ist, praktiziert auf Dauer auch Fremdenhass. Denn ein Christ hält sich an die Bibel und das kompromisslos (denn die Bibel erhebt den Anspruch gottinspiriert und allgemeingültig zu sein, was ein Christ anerkennen muss) - und die Bibel predigt Fremdenhass, das lässt sich nicht verkennen.


    Ist doch Unsinn! Es gibt jede Menge Leute, die sehr an die Bibel glauben, überzeugt oder gerne katholisch sind, vielleicht noch Theologie studiert haben, und dennoch nicht die Bibel als absoluten Wert betrachten.

    Zitat von Alienx

    Die katholische Kirche hat über Jahre hinweg Menschen unterdrückt und anderen Glauben denunziert.


    Und Krupp hat Waffen für Hitler gebaut, und keiner beschwert sich über sie. Im Kolosseum wurden Menschen getötet und dennoch wird Geld mit den dortigen Touristen verdient.

    Zitat von Alienx

    Sklaverei ist eine Begeliterscheinung der kirchlichen Politik.


    Wir haben keine Sklaverei mehr, keine Leibeigenschaft und keine Missionskriege.

    Zitat von Alienx

    Und dabei wird allzuoft außer Acht gelassen, was uns die Bibel sonst nocht vermitteln möchte.


    Ich muss zwar selber sagen, dass ich die Bibel nicht für ein für unsere Philosophie besonderes Buch halte - da lese ich lieber Stallman oder Rousseau. Aber was heißt denn hier "außer Acht lassen"? Man sollte die Bibel auch nicht als rein böse ansehen. Man kann sie einfach lesen und die Dinge glauben, die für einen selbst wichtigt sind.

    Zitat von Alienx

    Aber was glaubst du, wie groß die Entscheidungsfreiheit bei Kindern ist, denen man schon im Kleinkindalter christlichen Glauben vermitteln will?


    Die katholischen Priester haben (in der Regel :mrgreen:) keine Kinder, denen sie das aufdrücken können. Soetwas liegt nicht an der katholischen Kirche oder dem Religionsunterricht.
    Wenn Kinder in fundamentalen Freikirchen o.ä. aufwachsen, so erleiden sie von dort aus einen hohen Druck. Bei den Großkirchen sind es wenn schon manche Eltern. Ich habe auch als Kleinkind etwas aus der Bibel vorgelesen bekommen und ich stehe Gott sehr kritisch gegenüber. Wenn natürlich Eltern alles für bare Münze nehmen, mit Kindern nicht aufgeklärt darüber reden oder mal einen Witz über die Kirche machen können, hat das weniger mit der Kirche selbst als mit den Eltern zu tun, welche dann in vielen Fällen auch wiederum nah an Fundamentalisten stehen.
    Wie gesagt: Ich kenne eine Vielzahl von katholischen Thelogen oder auch Normalsterblichen, die auch der Bibel und dem Papst kritisch gegenüber stehen können, Aussagen anzweifeln, durch die Loslösung von veralteten Ansichten milder interpretieren, Andersgläubige und Schwule akzeptieren...

    Zitat von Alienx

    Wobei zu debattieren ist, ob die Bibel nicht aus dem Menschen einen Sklaven vor "Gott" macht.


    Der Glaube an rächende, zornige, gierige Götter ist da besser?
    Gott ist tot, christlichen Glaube gibt es auch so. Die einen Christen glauben an Gott, die anderen nicht. Im Leben haben sie eine ähnliche Moralvorstellung, womit Gott egal und somit tot wäre - für den Aspekt der Moral.

    Ist ja schön, dass es Griechen gab, die nicht missioniert haben. Doch allein der Imperialismus ist schon eine nicht mehr zeitgemäße Vorstellung. Solch gewaltsamer Nationalismus erhält doch durch Missionierung nur sein i-Tüpfelchen, ohne ist er auch nicht viel besser und zeigt ebenso eine Vorstellung von der eigenen Überlegenheit. Wenn ein Römer vielleicht ein paar Tausend Kelten abschlachtet und den Rest dann durch Religionsfreiheit und physische Gewalt bei der Stange halten will, sehe ich nichts Besseres als bei christlichen Missionskriegen.
    Die Zeiten sind vorbei, auch wenn es die Bibel noch gibt!

    Viele liebe Grüße
    The User

  • Ich sehe in deiner Argumentation trotz allem keinen Anhaltspunkt, warum der Glaube an mehrere Götter die Toleranz fördert.

    Nunja, ich will den Polytheismus nicht grundsätzlich verteidigen oder besser heißen, das Thema ist ja der Monotheismus an sich. Aber trotzdem fällt es auf, dass in der Geschichte durchweg Polytheisten zu mehr Synkretismus, aber vor allem Toleranz bereit waren. Dass es natürlich auch andere Beispiel gibt, hast du mit dem Hinduismus ja schön dargelegt. Aber im Gegensatz zum Polytheismus haftet allen vier großen monotheistischen Religionen von Grund auf, durch den Glauben bedingt, eine ablehnende Haltung gegenüber anderen Gedankensystemen an. Das kann man widerum vom Hinduismus nicht behaupten.

    Aber gut, warum ist der Polytheismus generell toleranter? Eine polytheistische Religion drückt sich normalerweise durch das Vorhandensein von Göttern und Wesen aus, die Personifizierungen mit Teilen des Kosmos darstellen. Sie treten weder als universell, omnipotent, allwissend, noch kreativ (im Sinne von Lebenserschaffung) auf, sondern als fehlerhafte, emotionale und sich entwickelnde Individuen oder Naturerscheinungen, wie Wind, Feuer oder Erdbeben. Somit finden sie etliche Entsprechungen in anderen Religionen. Und da niemand das alleinige Recht auf Feuer oder Wasser hat, gibt es auch keine Absolutheitsansprüche.
    Der Monotheismus hingegen -soweit zumindest das Juden- und Christentum, der Islam und Zorastrismus- haben einen allmächtigen, schöpferischen Gott, der alle Eigenschaften der Natur in sich vereint. Damit wird er nicht nur allmächtig, sondern vor allem auch allwissend. Daraus wird das Recht geboren, sich den gesamten Kosmos Untertan zu machen. Keinem Zeus, Jupiter oder Odin wäre es in der Mythologie je gestattet gewesen, ganze Welten auszurotten. Doch genau dieses Recht sprechen die Monotheisten ihrem Gott zu. Letztendlich wird dieses Wesen noch mit allerlei menschlichen Eigenschaften ausgestattet, was im Judentum aus ihm einen rachsüchtigen, aufbrausenden Rassisten gemacht hat.
    Das generelle Problem besteht aber darin, dass "Gott" sich durch seine zugeschrieben Omnipotenz das Recht entnimmt, allein weise zu urteilen und die komplette Wahrheit zu kennen. Dieses Recht wird dabei allen anderen Glaubensrichtungen abgesprochen. Es wäre weniger die Omnipotenz, die so schlimm ist, als vielmehr, dass man aus diesem omnipotenten Wesen eine Person mit menschlichen Eigenschaften macht, die ihre Macht nur allzugern im Sinne "ihres" Volkes missbraucht. Aber ein omnipotentes Wesen kann nie menschlich sein, denn der Mensch ist nie perfekt. Polytheisten nehmen sich diesen Anspruch nicht heraus und sie verlangen von ihren "Dienern" auch nicht mehr, als gelegentliche Opfer, egal welcher Art und Weise - doch niemals Charakteränderungen, Buße für menschliche Fehler oder Missionierung.

    Ist doch Unsinn! Es gibt jede Menge Leute, die sehr an die Bibel glauben, überzeugt oder gerne katholisch sind, vielleicht noch Theologie studiert haben, und dennoch nicht die Bibel als absoluten Wert betrachten.

    Eben. Aber dann sind sie auch keine voll überzeugten Christen. Vllt. überzeugt von der Nächstenliebe, aber nicht von der Bibel, denn diese predigt Absolutheit und alleinige Gültigkeit.

    Und Krupp hat Waffen für Hitler gebaut, und keiner beschwert sich über sie. Im Kolosseum wurden Menschen getötet und dennoch wird Geld mit den dortigen Touristen verdient.

    Wie gesagt, es gibt einen Unterschied zwischen Kirchen- und Religionskritik an sich. Es ging mir mehr um die Religion, also müsstest du nicht Krupp kritisieren, sondern Waffen an sich. Und das Kolosseum möchte ich auch nicht rechtfertigen. Aber aus religiösen Gründen ist dort niemand gestorben. Auch nicht die ersten Christen. Die kamen dorthin wegen ihrer eigenen Intoleranz und Arroganz. In Rom herrschte im Gegensatz zu Juda Religionsfreiheit. Genau die haben die ersten Christen zu vernichten versucht.

    Wir haben keine Sklaverei mehr, keine Leibeigenschaft und keine Missionskriege.

    Nein. Dafür haben wir Sektendenunzierung und priesterlichen Kidndesmissbrauch (der oft aus einem von der Bibel geforderten und wörtlich verstandenem, aber menschlich nicht erreichbaren Grad an Enthaltsamkeit herrührt).


    Ich muss zwar selber sagen, dass ich die Bibel nicht für ein für unsere Philosophie besonderes Buch halte - da lese ich lieber Stallman oder Rousseau. Aber was heißt denn hier "außer Acht lassen"? Man sollte die Bibel auch nicht als rein böse ansehen. Man kann sie einfach lesen und die Dinge glauben, die für einen selbst wichtigt sind.

    Ich halte sie nicht für rein böse und finde selbst viele Dinge in ihr ausreichend gerechtfertigt und nützlich. Aber wer Christ sein möchte, muss die Bibel voll und ganz aktzeptieren und den eigenen Glauben über andere stellen. (Denn ein Christ wird dadurch definiert, dass er die Bibel absolut anerkennt. Alles andere sind Pseudo-Christen oder allenfalls Abspaltungen( Natürlich tun dies nicht alle, aber diese nehmen sich dann eben, wie du sagtest, nur das raus, was ihnen zusagt. Die Bibel sieht es aber anders vor. Und es gibt eben ausreichend Leute,die wörtlich interpretieren und fundamentalistisch denken. Und genau da ist die Bibel eben sehr gefährlich.


    Die katholischen Priester haben (in der Regel :mrgreen:) keine Kinder, denen sie das aufdrücken können. Soetwas liegt nicht an der katholischen Kirche oder dem Religionsunterricht.
    Wenn Kinder in fundamentalen Freikirchen o.ä. aufwachsen, so erleiden sie von dort aus einen hohen Druck. Bei den Großkirchen sind es wenn schon manche Eltern. Ich habe auch als Kleinkind etwas aus der Bibel vorgelesen bekommen und ich stehe Gott sehr kritisch gegenüber. Wenn natürlich Eltern alles für bare Münze nehmen, mit Kindern nicht aufgeklärt darüber reden oder mal einen Witz über die Kirche machen können, hat das weniger mit der Kirche selbst als mit den Eltern zu tun, welche dann in vielen Fällen auch wiederum nah an Fundamentalisten stehen.
    Wie gesagt: Ich kenne eine Vielzahl von katholischen Thelogen oder auch Normalsterblichen, die auch der Bibel und dem Papst kritisch gegenüber stehen können, Aussagen anzweifeln, durch die Loslösung von veralteten Ansichten milder interpretieren, Andersgläubige und Schwule akzeptieren...

    Das ist ja alles schön und gut und ich kenne ebenfalls solche Leute. Das sind dann aber keinen "vollen" Christen, wie oben ausgeführt. Und ich zweifle nicht die Kirchen (gut, einige ohnehin), sondern den christlichen Glauben auf biblischem Fundament als Gesamtes an.


    Der Glaube an rächende, zornige, gierige Götter ist da besser?
    Gott ist tot, christlichen Glaube gibt es auch so. Die einen Christen glauben an Gott, die anderen nicht. Im Leben haben sie eine ähnliche Moralvorstellung, womit Gott egal und somit tot wäre - für den Aspekt der Moral.

    Die polytheistischen Götter handeln wie Menschen oder Naturerscheinungen. Keiner verlangt, dass man sich ihnen unterwirft. Wenn sie zornig sind, hat das Auswirkungen auf sie und und ihr Umfeld, aber keiner kommt auf die Idee aus persönlichen Motiven ein Volk auszulöschen. Es gibt für mich nur EINEN, einzigen christlichen Glauben und der beruht zu 100% auf der Bibel. Die von dir genannten sind für mich Neu-Interpretationen oder Abspaltungen des Christlichen, aber keine Christen. Viele von denjenigen verhalten sich oft toleranter und aufgeschlossener, als es die Bibel eigentlich vorsieht, was natürlich gut ist.


    Ist ja schön, dass es Griechen gab, die nicht missioniert haben. Doch allein der Imperialismus ist schon eine nicht mehr zeitgemäße Vorstellung. Solch gewaltsamer Nationalismus erhält doch durch Missionierung nur sein i-Tüpfelchen, ohne ist er auch nicht viel besser und zeigt ebenso eine Vorstellung von der eigenen Überlegenheit. Wenn ein Römer vielleicht ein paar Tausend Kelten abschlachtet und den Rest dann durch Religionsfreiheit und physische Gewalt bei der Stange halten will, sehe ich nichts Besseres als bei christlichen Missionskriegen.
    Die Zeiten sind vorbei, auch wenn es die Bibel noch gibt!

    Auch das Imperium oder die Hellenen waren keine Übermenschen und lange nicht frei von Fehlern. Auch sie haben Untaten begangen. Aber eines muss man sehen : Sie waren durchweg um Längen toleranter und aufgeschlossener, als es ein jüdischer Staat z.B. je war. Im Zuge der Islamischen Expansion haben sich viele Moslems der Welt geöffnet in einer Weise, wie es für Fundamentalisten eigentlich unvorstellbar wäre. Sie haben sich durch diese Offenheit schon ein Stück weit vom Glauben entfernt, allein durch den Synkretismus auf lokaler Ebene oder die Ausübung "heidnischer" Wissenschaften. Sie waren weltoffen, aber nicht mehr im ursprünglich islamischen Sinne religös. Wobei natürlich auch dort ein sehr großer Teil Zwangmissionierung betrieben hat, die Ausfürhung beschränkt sich auf jene weltoffenen Persönlichkeiten. Dassselbe ist auch mit den Christen passiert. Es gibt immer Leute, die weltoffen sind - doch entspricht dies nicht dem christlichen Glauben. Und nach wie vor, gibt es eine ganze Reihe Fundamentalisten auf islamischer, christlicher und jüdischer Seite.

    MfG Alienx

  • Du stellst Evangelikalismus als den christlichen Glaube dar.
    Warum ist ein solcher Glaube für dich der universell christliche, wenn 95% der Anhänger der Großkirchen inklusive Bischöfe und Päpste mit ihm nicht übereinstimmen?
    Du malst so eine Art schlimmste Kirche an die Wand, die in unserer Zeit jedoch nur ein Bruchteil des Christentum ausmacht. Für mich geht das an der tatsächlichen Situation vorbei, wenn du beispielsweise Priester in den überaus kritischen Teil der Kirchen fernab vom Glauben einordnest. Manche sagen auch, dass sie die Bibel als oberstes Gebot ansehen und stehen ihr dennoch sehr kritisch gegenüber, was den Anteil noch weiter erhöhen sollte.
    Wenn es real keine "vollen Christen" gibt, dann gibt es auch kein volles Christentum.
    Das mit dem Kolosseum sollte eigentlich nur sagen, dass einem irgendwelche historischen Verbindungen zu bösen Dingen über drei Ecken egal sein können. Mir ist kein besseres Beispiel als das und Krupp eingefallen. :D
    Du bist bei den ganzen Beobachtungen zu geschichtsversessen. Der Polytheismus bringt uns nichts, selbst wenn er vor 2000 Jahren vielleicht überlegen war.

    Apropos Kindervergewaltigung bei Priestern: Dass das mehrfach vorgekommen ist, kann einem schon ins Grübeln bringen. Doch auf keinen Fall ist dadurch auch Akzeptanz in den Kirchen oder bestimmte Glaubenseigenschaften zu schließen.

    Deine Argumentation mit dem Göttercharakter: Ein paar Göttereigenschaften lassen wohl kaum auf allgemeine Toleranz bei den Menschen schließen. Du sagst, dass Imperialismus eben ein Fehler bei Polytheisten war. Aber doch wohl ein gewaltiger. Der sie doch ebenso weit von dem von dir beschworenen "vollen, toleranten Polytheismus" wegbringt wie tolerante Christen von deinem "vollen Christentum".

    Was meinst du denn mit Sektendenunzierung? Wenn irgendwelche fundamental freikirchliche, pseudo-buddhistische oder metaphysische Vereine als Sekten bezeichnet werden?

    Viele liebe Grüße
    The User

  • Zitat

    Aber jeder, für den christlicher oder genannter monotheistischer Glaube ein zentraler Bestandteil seines Lebens ist, praktiziert auf Dauer auch Fremdenhass.


    Dieser Satz hätte mich auf Anhieb ziemlich wütend machen können! Ich habe deswegen auch den Rest des Threads gelesen. Für mich ist mein Glaube genauso essentiell wie die Luft zum Atmen, für meine Begriffe bin ich auch Christ. Für Deine Begriffe bin ich es wohl nicht, weil ich die Bibel eben nicht wörtlich nehme sondern versuche zu begreifen, was sie aussagen will; weil sie für mich eine Sammlung von Beispielen ist, die nur im Zusammenhang mit dem geschichtlichen Umfeld, in dem sie entstanden sind, vernünftig interpretiert werden können. Ich glaube nicht an einen rächenden Gott, ich glaube nicht, dass der Hase ein Wiederkäuer und daher unrein ist ( ;) ) und ich glaube auch nicht, dass meine lesbische Liebe in irgendeinem Widerspruch zu Gottes Willen ist. Nach Deiner Aussage bin ich daher keine wirkliche Christin. Für mich ist Deine superenge Definition von Christen unhaltbar und realitätsfremd und - sorry - auch ziemlich intolerant. Eine Religion wird immer noch von ihren Anhängern bestimmt, nicht von irgendeiner theoretischen Doktrin! Das, was Du als Christentum definierst, gibt es nur noch als Randerscheinung und ist ziemlich tot.

    Ich weiß nicht, wer oder was ich bin. Ich weiß nur, dass ich tue, was ich tun muß, nicht mehr und nicht weniger.

    Zitat aus "Gildenhaus Thendara", Dritter Teil, Ende 3. Kapitel

  • Also, dass wir uns nicht falsch verstehen, meine Aussagen richten sich nicht gegen Personen, sondern sind lediglich auf die Aussagen der jeweiligen Religionen (die mehr oder weniger den selben Kern und oft sogar den selben Ursprung haben). Es besteht immer ein Unterschied zwischen Theorie (Bibelaussagen) und Praxis (Handeln und Interpretation durch Christen, Moselms, Juden etc.). Das gleiche gilt auch für Polytheisten. Es geht aber nicht um irgendwelche zeitgebundenen Umstände. Daher sind Aussagen, wie "der Polytheismus war einmal überlegen" oder "die Kirche hat vielleicht früher einmal so gehandelt" unsinnig, wenn man sich mit den Prinzipien der Bibel an sich beschäftigen möchte. Und es tut letztendlich nichts zur Sache, wie sich selbsternannte Christen verhalten, sondern, wie sie sich laut der Bibel verhalten sollen. Denn schließlich wird es immer Leute geben, die nur die Bibel als volle, unumstößliche Autorität anerkennen. Und diese Leute praktizieren nunmal Fremdenhass und genanntes. Im Buddhismus gab es Sklaverei. Dieser Ansicht bin ich nicht. Weil sie von Buddhisten praktiziert wurde, bedeutet das nicht, dass sie elemantarer Bestandteil der Glaubensaussage ist. Und auf die kommt es bei dieser Art von Analyse an.

    @Caro : Was ich als Christentum definiere ist in der Tat nicht die Art, wie sich heutige, durchschnittliche Christen verhalten. Genaugenommen haben sie das niemals im großen Stil getan. Aber es ist nunmal die Essenz dessen, was sich der Bibel entnehmen lässt. Und solange die Bibel als solche Autorität angesehen wird, wird es zwangsläufig auch Leute geben, die ihre Prinzipien mehr oder weniger extrem durchzusetzen versuchen. Und dass es momentan in Deutschland eine Randerscheinung sein mag, kann auf verschiedene Faktoren, wie die Aufklärung, Demokratisierung, die Emanzipationsbewegungen und andere Ereignisse zurückgeführt werden, bedeutet aber nicht, dass es eine Randerscheinung bleiben muss, denn alles fließt.

    MfG

  • Eine Religion besteht aus ihren Mitgliedern.
    Bei den Monotheisten sagst du, dass der Monotheismus die Fehlhandlungen herbeiführt.
    Bei allen anderen sagst du, dass es nichts mit dem Glauben zu tun hat.
    Das ist wirklich an den Haaren herbeigezogen.
    Als Glaubensbasis für Katholiken, Orthodoxe und normale Protestanten dient nicht nur die Bibel. Jeder Konzils-Beschluss u.ä. ist auch Glaubensinhalt. Und dies ergibt sich aus dem jetzigen Leben und den realen Personen, die eben keine Fundamentalisten sind.

  • Eine Religion besteht aus ihren Mitgliedern.
    Bei den Monotheisten sagst du, dass der Monotheismus die Fehlhandlungen herbeiführt.
    Bei allen anderen sagst du, dass es nichts mit dem Glauben zu tun hat.
    Das ist wirklich an den Haaren herbeigezogen.
    Als Glaubensbasis für Katholiken, Orthodoxe und normale Protestanten dient nicht nur die Bibel. Jeder Konzils-Beschluss u.ä. ist auch Glaubensinhalt. Und dies ergibt sich aus dem jetzigen Leben und den realen Personen, die eben keine Fundamentalisten sind.

    Nunja, ich sollte es so ausdrücken : Ich meine nicht den Monotheismus grundsätzlich. Mein Unbehagen richtet sich gegen seine Ausprägung in den sog. monoth. Weltreligionen. Dass sich meine Zweifel auf alle gleichermaßen beziehen ist kein Zufall, da alle mehr oder weniger sehr starke Einflüsse voneinander aufgenommen haben und letztendlich auf das Judentum und den Zoroastrismus zurückgehen.

    Ich sage ebenso nicht, dass es "bei allen anderen nichts mit Glauben zu tun hat". Wenn du meine Posts gelesen hast, wirst du merken, dass ich ebenso meine, dass Politik und Kirche nicht ursprünglich von der Bibel herrühren, sondern durch Umstände und Zeit beeinflusst sind/waren. So ist es bei allen Religionen.

    Dass eine Religion nicht ohne Mitglieder funktioniert ist mir bewusst. Und es ist immer eine Sache, was das Fundament vorgibt und eine andere, was diese Mitglieder daraus machen. Aber daher ist es genauso wichtig, was in den jeweiligen heiligen Schriften steht und wozu das führen könnte. Was ich gesagt habe, bezieht sich nur auf den Inhalt der Glaubensfundamente und was sich daraus ergibt.

    MfG Alienx

  • Da hast Du etwas sehr wichtiges gesagt: Wozu das führen KÖNNTE.

    Man kann alles mißbrauchen. Jeden Text, jedes gesprochene Wort kann man verfälschen und so im Sinn verdrehen, dass das Gegenteil von dem rauskommt, was eigentlich gemeint ist. Egal um welches Wissensgebiet es sich handelt. Nicht umsonst wird von "Rechtsverdrehern" gesprochen. Deswegen bin ich ein absoluter Gegner davon, gerade so grundlegende Texte wie die Bibel wörtlich zu nehmen und womöglich noch als einzelne Verse zu zitieren. Da kann nur Unsinn dabei rauskommen!

    Ich weiß nicht, wer oder was ich bin. Ich weiß nur, dass ich tue, was ich tun muß, nicht mehr und nicht weniger.

    Zitat aus "Gildenhaus Thendara", Dritter Teil, Ende 3. Kapitel

  • Da hast Du etwas sehr wichtiges gesagt: Wozu das führen KÖNNTE.

    Man kann alles mißbrauchen. Jeden Text, jedes gesprochene Wort kann man verfälschen und so im Sinn verdrehen, dass das Gegenteil von dem rauskommt, was eigentlich gemeint ist. Egal um welches Wissensgebiet es sich handelt. Nicht umsonst wird von "Rechtsverdrehern" gesprochen. Deswegen bin ich ein absoluter Gegner davon, gerade so grundlegende Texte wie die Bibel wörtlich zu nehmen und womöglich noch als einzelne Verse zu zitieren. Da kann nur Unsinn dabei rauskommen!

    Dass die Bibel eine enorme Interpretationsspannweite hat und keinesfalls wörtlich zu nehmen ist, sollte bekannt sein. So war sie auch seit je her konzipiert. Aber gerade das Sündenkonzept kann man interpretieren, wie man möchte, am Ende bleibt es doch ein Sündenkonzept, für das die Bibel eine Hilfe sein soll. Wozu werden Sünden konstruiert? Und der Fremdenhass lässt sich in der Bibel trotz aller Interpretation (denn letztendlich geht man ja doch von einem gemeinsamen Fundament aus) so wenig verkennen, wie in der Thora oder dem Koran. Es ist ohnehin schon anmaßend, dass die Bibel als "von Gott inspiriert" tituliert wird. Wenn es schon derartige Aussagen zu Gewalt und Fremden gibt, sollte man wenigstens dazu stehen, dass sie der Zeit entsprechend von Menschen gemacht wurden. Aber die Bibel nimmt für sich eindeutig die Absolutheit in Anspruch. Das ist das grundlegendste Problem, das erst zu den genannten Problemen führt.

    Und dieser Absolutheitsanspruch ist zu geschätzten 90% in allen Kirchen in irgend einer Weise ausgeprägt, vor allem bei zahrleichen Fundamentalisten, beginnend bei der evangelischen Kirche oder vielen sogenannten Freikirchen. Von "könnte zu einem Problem führen" kann also nicht mehr die Rede sein. Wieso maßen sich so viele Kirchen an, sich in die Politik oder die Medien einmischen zu wollen? Jene zu kritisieren wäre eine andere Sache, aber sie erheben den Anspruch, das Maß der Dinge zu sein.

    MfG Alienx